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die Kinder in großen Scharen nach dem Mittelmeer, um sich daselbst einzuschiffen. Viele
aber erlagen den Anstrengungen des Wegs, andre fielen Seeräubern in die Hände, und
nur wenige kehrten, von ihrer Schwärmerei geheilt, in die Heimat zurück. Obwohl mehr
als 6 Millionen Menschen ihr Leben für die Eroberung des heiligen Landes dahin gaben,
so konnte man sich doch nicht dauernd den Besitz des Landes sichern. Jerusalem, Bethlehem
ü. a. eroberte Städte gingen nach und nach wieder in die Hände der Türken zurück, und
1291 mußten auch nach dem unglücklichen Ausgange des siebenten Kreuzzugs Thrus und
Sidon, die letzten „fränkischen" Besitzungen, abgetreten werden. Damit hatten die Krcuzzüge
ihr Ende erreicht. Wenn nun durch dieselben ein äußerer Erfolg auch nicht erzielt worden
ist, so sind sie doch für die Entwicklung der europäischen Menschheit von der größten Be¬
deutung gewesen. Durch sie gewann der Papst, der ja als der eigentliche Oberbefehlshaber
angesehen wurde, ganz bedeutend an Ansehen. Durch sie wurde der Ritterstand begeistert,
sein Schwert dem Dienste Gottes zu widmen und für die Ausbreitung des Evangeliums
zu wirken (Ritterorden). Den schönsten Gewinn aber trugen die Städte davon. In den
fremden Ländern und Städten lernte man fremde Sitten und Gebräuche, Künste und Ge¬
werbe kennen. Bald entwickelte sich nun auch in der Heimat das Gewerbe zu großer
Blüte, man fing an, mit fernen Ländern Handel zu treiben, und so gelangten die Bür¬
ger in den Städten bald zu großem Wohlstände. Auch für die Bauern waren die Kreuz¬
züge nicht ohne heilsame Folgen, indem sie ihnen Gelegenheit gaben, ihre Freiheit und
'Selbständigkeit zu erlangen.
10. Die Witterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge vereinigten sich fromme Ritter zu
einem Bunde, der es sich zur Aufgabe machte, Kranke zu pflegen und Pilger gegen die
Ungläubigen zu schützen. Solcher Vereinigungen, ldie auch den Namen „geistliche Ritter¬
orden" führten, gab es drei: 1. Die Johanniter. Schon 1048 hatten italienische Kaufleute
in der Nähe des h. Grabes ein Kloster und ein Krankenhaus bauen lassen, welche jedoch
lediglich zur Pflege ihrer italienischen Landsleute bestimmt waren. Die Brüder dieses Ordens
nannten sich später Johanniter, da sie Johannes den Täufer zu ihrem Schutzpatron er¬
wählt hatten. Sie teilten sich in 3 Klassen: die Ritter, welche die Pilger geleiteten, die
Geistlichen, welche den Gottesdienst abhielten, und die dienenden Brüder, welche
die Kranken pflegten. Alle mußten das Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit und des Ge¬
horsams ablegen. Ihre Kleidung bestand aus schwarzem Mantel mit weißem Kreuze. An
der Spitze des Ordens stand der Großmeister. 2. Der Orden der Templer oder Tempel¬
herren wurde 1118 von 9 französischen Rittern gegründet. Ihr Ordenshaus lag neben
dem Platze, wo einst der salomonische Tempel stand; daher der Name „Templer." Sie
trugen einen weißen Mantel mit rotem Kreuz.3. Der deutsche Orden wurde in dem Kreuz¬
zuge, welchen Barbarossa unternahm, gegründet. Seine Ordenstracht war ein weißer
Mantel mit schwarzem Kreuze.
18. Korr^crö III. 1138—1152.
1. Me Wekf! Me WcriMirrgerr! Mit Konrad III. beginnt die Reihe der hohen-
staufischen Kaiser, deren Stammschloß sich aus dem Staufen (mitten im Schwaben¬
lande) befand. Zu seiner Zeit war der mächtigste Fürst in Deutschland Heinrich der
Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen. Da er sich empörte, wurde er seiner beiden
Länder entsetzt. Nach seinem Tode erhielt sein lOjähriger Sohn, der nachmalige Heinrich
der Löwe, nur Sachsen zurück. Sein Oheim Welf griff für ihn zum Schwert. Bei
Weinsberg kam es zur Schlacht. Das Feldgeschrei der Bayern war: „Hie Welf!" die
Losung der Hohenstaufen: „HieWaiblingen!" (Stammgut derHohenstaufen). Daraus
entstanden die Parteinamen „Welfen" (auf deren SeitH auch der Papst stand) und
„Waiblinger", die noch Jahrhunderte lang die streitenden Parteien im Kampfe zwi¬
schen Kaiser und Papst bedeuteten.
2. Die Weiber von Weinsberg. Als Konrad Weinsberg belagerte, so erzählt die
Sage, wehrten sich die Bürger tapfer, mußten sich aber zuletzt ergeben. Nur den Weibern
wurde freier Abzug bewilligt und zugleich gestattet, soviel ihrer besten Schätze mit sich zu
nehmen, als sie tragen konnten. Das Thor öffnete sich, und ein seltsamer Zug von Wer¬
bern, die ihre Männer, Väter oder Söhne als beste Schätze auf dem Rucken trugen, be¬
wegte sich aus der Stadt. Anfangs schaute Konrad ernst darein; doch bald mußte er lächeln.
Er ließ die Weiber ziehen und sprach beschwichtigend zu seiner zorngluhenden Umgebung:
„Eines Königs Wort soll man nicht deuteln oder drehen." Dazu schenkte er den Werbern
auch ihre übrige Habe.