Full text: Realienbuch für niedere Volksschulen

Preußen wird ein Königreich. Friedrich Wilhelm I. Friedrich II. 15 
29. Preußen wird ein Königreich. 18. Januar 1701. 
Kurfürst Friedrich HI. DerNachfolger des großen Kurfürsten war Friedrich Hl. 
Getreu dem Versprechen, lvelches er seinem Vater gegeben, stand er fest zu Kaiser 
und Reich und lvar stets bereit, mit feinen Truppen diesem beizustehen. Run hatte 
Friedrich III. im Sinn, sich zum König von Preußen zu machen; denn hier lvar 
er selbständiger Herzog, während er als Kurfiirst von Brandenburg voni deutschen 
Kaiser abhängig lvar. Der Kaiser gelvährte ihm seine Zustiinmung. 
Die Krönüng.ZuKönigsberg fand am 18. Januar 1701 die Krönung Friedrich III. 
als Köllig in Preußen statt. Er legte hicrzll einen glänzenden königlichen Schmuck 
an, lvie er denn überhaupt Glanz nnb Pracht sehr liebte. Die Königskrone setzte er 
mit eigenen Händen auf und ergriff das Scepter, zuin Zeicheil, daß er keinem anbern 
seine Königswürde zu verdanken habe. als sich selbst. Alsdanil begab er sich mit der 
Königin in feierlichem Zuge miter Glockengeläute zur Schloßkirche. Nach der Predigt 
¿niete das Königspaar nieder und empfing die Salbnng. Hierauf rief das Volk: 
„Glück zu dem Könige, Glück zu der Königin ! Gott verleihe ihnen langes Leben". Zur 
Ergötzlichkeit des Volkes wurde demselben ein ganzes gebratenes Rind, gefüllt mit 
allerhand Wildpret, preisgegeben. Dazu sprudelte aus zwei Adlern Wein. für jeden, 
der trinken wollte.— Nach der Krönung wurde im ganzen Lande eil: allgemeines 
Buß- uild Dankfest gehalten 
30. Friedrich Wilhelm I. 1713-40. 
Der Soldatenkönig. Friedrich Wilhelm I. lvar in seinem Wesen schlicht und 
bieder und vor alleln sehr sparsann Soldaten waren seine Freude, und er nannte 
sie gerne seine „lieben blauen Kinder". Sein größter Stolz aber lvar das Riesen¬ 
regiment zu Potsdam. Dieses bestand aus 3000 der größten Soldaten, die der 
König für schweres Geld aus allen Landen hatte anwerben lassen. 
Eigenschaften. Für das Wohl seiner Unterthanen sorgte er unablässig, und 
überall sah er selbst nach, ob das, was er zu ihrem besten verordnet, auch ausgeführt 
wurde. Leutselig konnte sich der König mit dem gemeinsten Manne unterreden; doch 
lvehe dem, der sich etlvas zu schulden kommen ließ. Der Krückstock saß ihm gar 
lose in der Hand, und mancher hat ihn zu kosten bekommen. So prügelte er einst 
den Potsdamer Thorschreiber, der morgens die Bauern vor dem Thore warten ließ, 
mit den Worten: „Guteil Morgen, Herr Thorschreiber!" zum Bette hinaus. 
Das Tabakskollegiunr. Abends suchte der König feine Erholung gern bei einer 
Pfeife Tabak. Er vcrsainnielte dazu einige seiner Offiziere. Es wurde geraucht lind 
aus gewöhnlichen Kriigen Bier getrunken und mancher derbe Scherz gemacht. Diese 
Gesellschaft namrte der König das Tabakskollegium. 
Der alte Desfauer. Friedrich Wilhelms bester Freund war aber sein Feld¬ 
marschall Fürst Leopold von Dessau, der alte Dessaner genannt. Dieser sorgte für sehr 
große Soldaten, wie der König sie liebte. Wo er einen großen und starken Mann 
fand, warb er ihn an, um dem Köllig einen Gefallell zu thim. Der alte Dessaner lvar 
sehr strenge im Dienst; dafür waren seine Soldaten aber auch so einexerziert, daß 
Friedrich Wilhelm seine Freude daran hatte. 
Schulbildung. Obgleich der König feinen Sinn für höhere Wissenschaften hatte, 
meinte er doch, es müsse den Unterthanen geboten werden, Religivll, Schreiben, 
Lesen nnb Rechnen zu lernen. Er errichtete daher Volksschulen, in der Provinz 
Preußen allein iiber tausend. Ferner ließ er seinen Rekruten Unterricht in den ge¬ 
nannten Wissenschaften erteileil. Den Staat und die Wohlfahrt seiner Ullterthanen 
zu heben, lvar er früh mld spät benmht. 
31. Friedrich II., der Große. 1740—86. 
Friedrichs Jugend. Nach Friedrich Wilhelm I. kam dessen Sohn Friedrich II., der 
Große, auf den Thron. Er wllrde von seinem Vater mit Strenge, fast mit Härte 
erzogen. Als Kind voll zehn Jahren mllßte er schon trotz Wiild uild Wetter, dem 
gemeinen Soldaten gleich,..Schildwache stehen. Dem lebhaften jungen Prinzen aber 
machten die militärischen Übungen wenlg Freude; viel lieber blies er die Flöte, 
las französische Bischer oder machte Gedichte. Das alles aber war nicht nach dem 
Sinne seines Vaters, mld dieser meinte, sein Fritz werde nie ein guter Soldat werdeil.
	        
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