Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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19. Die Hohenzollern in der Mark. 
1. Friedrich I. (1415—1440.) Endlich kam dem zerrütteten Lande ein 
Helfer; das war der Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg, aus dem Hause der 
Hohenzollern. Dieser hatte dem Kaiser Sigismund zur Kaiserkrone verholfen 
und ihm stets treu zur Seite gestanden. Dafür ernannte ihn der Kaiser jetzt zum 
Statthalter der Mark. (1412.) Brandenburg und viele andere Städte nahmen den 
Burggrafen willig auf. Jedoch die Ritter des Havellandes, an ihrer Spitze 
Dietrich und Hans von Quitzow, verweigerten „dem Nürnberger Tand" den 
Eid der Treue und spotteten: „Wenn es auch ein ganzes Jahr Burggrafen 
regnet, so wollen wir sie doch nicht aufkommen lassen." Friedrich aber zog mit 
einer Kanone, ihrer Schwere wegen „Faule Grete" genannt, vor ihre festen 
Schlösser und eroberte eine Burg nach der anderen. Dietrich von Quitzow ent¬ 
floh, Hans wurde gefangen genommen, die anderen Ritter aber baten demütig 
um Gnade. — 1415 verlieh der Kaiser dem Burggrafen aus Dankbarkeit für 
die ihm geleisteten Dienste die Mark Brandenburg mit der Kurfürstenwürde als 
erbliches Eigentum. Friedrich VI. nannte sich von jetzt ab Friedrich I. 1417 
fand auf dem Konzil zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. So ist Friedrich 
der Stammvater der noch jetzt in Preußen herrschenden Hohenzollern geworden. 
2. Joachim I. (1499—1535) war bei seinem Regierungsantritt erst 15 
Jahr alt. Die Raubritter fingen deshalb ihr altes Räuberhandwerk bald wieder 
an; denn sie meinten, vor dem jungen Kurfürsten sicher zu sein. Aber sie irrten sich. 
Er ließ die Räuber fangen und hinrichten. Da schrieb ihm einer der Ritter an 
die Tür: „Joachimken, Joachimken, höde di, fangen wi di, so hangen wi di." 
Dennoch fuhr Joachim fort, die Übeltäter zu verfolgen. — Zu seiner Zeit trat 
in Wittenberg der Reformator Luther auf, aber Joachim wollte von einer Refor- 
mation durch einen Mönch nichts wissen. Trotzdem breitete sich die Reformation 
in der Mark aus, ja, Joachims eigene Gemahlin, Elisabeth, war ihr zugetan. 
3. Joachim II. (1535—1571), der Sohn Joachims I., trat auf Wunsch 
seiner Mutter 1539 zur lutherischen Lehre über, und nun verbreitete sich die 
Reformation in der Mark sehr schnell. — Mit dem Herzoge von Liegnitz schloß 
er einen Erbvertrag, aus den Friedrich II. später seine Ansprüche auf Schlesien 
gründete. Es wurde nämlich festgesetzt, daß beim Aussterbeu der Kurfürsten von 
Brandenburg ihr Land an den Herzog von Liegnitz und beim Aussterben der 
Herzöge von Lieguitz deren Land an Brandenburg fallen solle. Auch mit dem 
Könige von Polen schloß er einen Erbvertrag, demgemäß das damals unter 
polnischer Lehnshoheit stehende Herzogtum Preußen nach dem Aussterben der 
preußischen Herzöge an Brandenburg fallen solle. 
4. Johann Sigismund (1608 — 1619) erhielt durch Erbschaft das Herzogtum 
Kleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg. Sie bilden den Kern der 
später bedeutend erweiterten Rheinlande. Da zu seiner Zeit auch die Herzöge in 
Preußen ausstarben, so erhielt er ihr Land als Lehen von Polen. (S. Joachim II.!) 
20. Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. i640—1688. 
1. Die Verhältnisse in Deutschland und Brandenburg bis zu seinem 
Regierungsantritt. Als Friedrich Wilhelm die Regierung antrat, wütete in 
Deutschland noch immer der 30jährige Krieg. (S. 16.) Sein Vater, Georg Wil¬ 
helm, war, wie die meisten deutschen Fürsten, von den Schweden abgefallen und 
hatte mit dem Kaiser Frieden gemacht. Dafür nahmen die Schweden an Bran¬ 
denburg furchtbare Rache. Sie legten sich in der Mittel- und Neumark fest und 
sogen das Land förmlich aus. Auch die Berliner hatten viel von ihnen zu
	        
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