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schuppenförmigen Hüllblättchen gegen Kälte geschützt. Sobald sich die Knospen
öffnen, fallen die Schuppen als nutzlos ab. Die jungen Triebe und Blätter sind
anfangs noch durch einen Filzüberzug gegen Kälte und Zu starke Verdunstung
(S. 114) geschützt. Kelch-, Blüten- und Staubblätter stehen am Rande des Blüten¬
bodens (S. 90). Die 5 Griffel ragen mit ihren Narben aus der Mitte des Blüten¬
bodens hervor. Aus dem Blütenboden bildet sich die Frucht. (S. 119.)
2. Ohne Insekten keine Äpfel. Am Blütenboden sitzt Honig. Daher kommen
Insekten gern zur Blüte, namentlich Nachtfalter. (Nachts entströmt den Blüten ein
angenehmer Duft.) Und das ist ein Segen für uns, denn ohne Insekten keine
Äpfel. Die Apfelblüte kann sich nämlich nicht gut allein bestäuben, da die Narben
früher reifen, als der Blütenstaub derselben Blüte. Da helfen nun die Insekten.
Ohne es zu wollen, tragen sie den Blütenstaub von einer Blüte zur anderen, also
auch von älteren Blüten auf jüngere, und da die reifen Narben nicht sogleich vertrocknen,
so können sie noch einige Zeit den von Insekten mitgebrachten Blütenstaub älterer Blüten
aufnehmen. Ohne Insekten bliebe die Bestäubung leicht aus. Das haben am besten
unsere deutschen Landsleute in.Australien erfahren. Lange Zeit wollten die Apfel¬
bäume, die sie gepflanzt hatten, keine Frucht tragen. Da kam ein Imker aus der
Gegend von Lüneburg dorthin. Er hatte seine Lieblingstiere, die Bienen, mitge-
nommen, um Bienenzucht zu treiben, und siehe, die Obstbäume dieses Imkers und
die seiner Nachbarn trugen auf einmal reichlich Früchte.
3. Der Stamm. An dem Querschnitte eines Holzstammes erkennen wir,
daß der Stamm aus Rinde, Holz und Mark besteht. Rinde sowohl als Holz
setzen sich aus hohlzylinderartigen Schichten (beim Holze als „Jahresringe"
bekannt) zusammen. (S. 99.) Am Holzkörper unterscheiden wir außerdem den
„Splint" und das „Kernholz". Den Splint bilden die äußeren, meist weicheren
und heller gefärbten Holzschichten, das „Kernholz" die inneren, festeren und meist
dnnkler gefärbten Schichten. Das Splintholz ist jünger als das Kernholz.
4. Wurzel. Der Apfelbaum hat zahlreiche große und kleine Wurzeln. Die
stärkste geht ziemlich senkrecht in die Erde und führt den Namen Hauptwurzel.
Sie ist aus dem Apfelkern entstanden. Nur solche Pflanzen haben eine Hauptwurzel,
die aus Samen gezogen sind; alle anderen, aus Senkern, Zwiebeln u. s. w. ent¬
standenen Pflanzen haben nur Nebenwurzeln. Die feinen, fadenförmigen Wurzeln
nennt man Wurzelfasern. Ihre Spitzen sind mit einer zarten Hülle, der Wurzel¬
haube, bekleidet. Diese schützt die vordringende zarte Wurzelspitze vor Verletzungen.
Auch sondert sie eine ätzende Säure aus, durch die die zur Nahrung der Pflanze
dienenden Mineralien aufgelöst werden, soweit dies nicht schon im Wasser geschehen
ist. Eine Strecke hinter der Wurzelhaube finden sich an der Wurzel die Saug¬
härchen, mit denen die Pflanze die Nahrung aufsaugt.
7. Veredelung.
Fast alle Obstbäume, die aus Kernen gezogen sind, tragen schlechte Früchte.
Sie müssen daher veredelt werden. Dies geschieht meist durch Kopulieren oder durch
Pfropfen. Zum Kopulieren wählt man vorzugsweise junge, dünne Bäumchen. Im
Frühjahre durchschneidet man sie in sehr schräger Richtung und setzt auf die Schnitt¬
fläche ein ebenfalls schräg geschnittenes edles Reis, so daß genau Rinde auf Rinde paßt.
Daun bindet man beide Teile mit Lindenbast zusammen und bestreicht den Verband
mit Baumwachs, um der Luft den Zutritt zu wehren. Nach 3—6 Wochen sind meistens
beide Teile verwachsen. Das Pfropfen geschieht gewöhnlich ebenfalls im Frühjahre.
Man unterscheidet das Pfropfen in den Spalt und das Pfropfen in die Rinde. Das
Pfropfen in den Spalt wendet man bei stärkeren Stämmen oder Zweigen an. Man
setzt dabei das keilförmig zugespitzte Ende des Edelreises so in den Spalt, daß an