Worwort.
Liebe Schüler!
Die Lehrlingszeit bildet den Übergang vom schützenden elterlichen
Hause in das „feindliche Leben". Ihr sollt während derselben durch
eure Lehrherren und Prinzipale wie durch die Fortbildungsschule mit
den Fertigkeiten, Kenntnissen und Tugenden ausgerüstet werden, die euch
befähigen den Kampf ums Dasein mit glücklichem Erfolge zu bestehen.
Die erste Bedingung zur Erreichung dieses Zieles und die Grund¬
lage eines wahrhaft glücklichen Lebens überhaupt bildet wahre Gottes¬
furcht, ernster religiöser Sinn und edle Sittlichkeit. Aus diesen Tugenden
sprießt von selbst werktätige Nächstenliebe, hingebende Begeisterung für
Gott, König und Vaterland und reine Freude am Schönen und Guten.
Ein siegreicher Kampf mit den Gefahren des Lebens fordert aber auch
einen festen Charakter, der unerschütterlich festhält an dem als recht
und gut Erkannten, sich jedoch der Belehrung nicht verschließt. Wir
sind verloren, wenn wir unsere ideale Gesinnung verlieren; wir haben
aufgehört zu sein, wenn wir unsere Eigenart verlassen.
Eigenart soll sich auch in euren Arbeiten bekunden; denn gerade
darin besteht der Vorzug der Handarbeit vor der Maschine, daß sie die
Eigenart ihres Schöpfers beweist. Deutsche Arbeit galt im Mittelalter
als die gediegenste in ganz Europa, weil in ihr die Seele, der Geist
ihres Erzeugers zum Ausdrucke kam. Sucht auch ihr, soweit möglich,
nicht bloß mit den Händen sondern auch mit dem Kopfe und dem
Herzen zu arbeiten! Beherzigt die Worte Schillers: „Arbeit ist des
Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis". Euch Vorbilder in diesen
edlen Bestrebungen zu geben und euch selbst anzueifern ist eine Haupt¬
aufgabe des vorliegenden Buches.