Gotischer, durchbrochener Fries in der Marienkirche zu Lübeck. 15. Jahrhundert.
M. Pom Perkehr.
Unsere Zeit steht im Zeichen des Verkehrs.
Kaiser Wilhelm II.
128. Umwälzungen im Verkehr.
Der Transport von Gütern mit dem Landfuhrwerk auf eine
Entfernung von einigen hundert Kilometern konnte je nach dem
Wetter und dem Zustand der Wege im Anfang des 19. Jahr¬
hunderts mehrere Monate dauern. Die Personenbeförderung dagegen
war Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Eilpoften bereits zu
ziemlicher Schnelligkeit (in England bis zu 15—16 km pro Stunde)
gebracht. Die Eisenbahnen ermöglichten bereits um 1830 eine
Beförderung mit einer Geschwindigkeit von 30 km pro Stunde.
Wetter und Jahreszeiten sind gleichgültig. Daher ergibt sich außer
der größeren Beschleunigung auch eine weit größere Regelmäßigkeit
und Pünktlichkeit des Veförderungsdienstes. Gegenwärtig sind die
höchsten zulässigen Geschwindigkeiten der Eisenbahnen in Deutschland
für Güterzüge 45 km, in besonderen Fällen 50—60 km; für Per¬
sonenzüge ohne durchgehende Bremse 60 km, für Personenzüge mit
durchgehender Bremse 80 km, unter besonders günstigen Umständen
90 km. Die wirklichen Reisegeschwindigkeiten erreichen jedoch diese
zulässigen Höchstsätze durchaus nicht überall. Die eben erwähnten
Höchstsätze nämlich setzen Bahnlinien ohne Krümmungen und ohne
Gefälle voraus. Für Krümmungen und Gefälle finden Einschrän¬
kungen dieser Höchstsätze Platz. Die Reisegeschwindigkeit, d. h. die
nach dem Fahrplan erforderliche Zeit, um die wirkliche kilometrische
Entfernung zwischen zwei Endpunkten zurückzulegen, deckt sich nicht
mit dem, was eisenbahntechnisch als sogenannte Grundgeschwindig¬
keit berechnet wird. Die Reisegeschwindigkeiten erreichen in Süd¬
deutschland bei Personenzügen oft nicht viel über 30 km, bei Schnell¬
zügen 50—60 km, selbst wenn man die Zeitverluste durch längeren