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darf nie zerstören ober ganz verwerfen, was ein Kind mit Liebe nnb
Freude gemacht hat, soll aber verbessernd eingreifen. Huf Geschmack¬
losigkeiten muß aufmerksam gemacht werden, doch der kindlichen Phan¬
tasie auch freier Spielraum bleiben,- ein Kunstwerk dürfen wir nicht
verlangen.
Der handfertigkeitsunterricht sollte für Knaben und
Mädchen eingeführt werden. In Verbindung mit dem übrigen
Unterricht, namentlich auch dem Zeichenunterricht, übt er Hand und
Buge, bildet den Geschmack und ist von erzieherischem Wert für das
spätere Leben. Die praktische Arbeit verlangt Nachdenken und Über¬
legen, macht vertraut mit dem Material und erweitert so auch die
allgemeinen Kenntnisse,- der kleinste Gegenstand, der angefertigt wird,
zwingt zum genauen Arbeiten. —
Der Münchener Lehrerinnenverein hat das Verdienst, daß er
1906 die erste Spielausstellung veranstaltete,- seitdem sind viele in
anderen größeren Städten gefolgt. Ich möchte von herzen wünschen,
daß auch an kleinen Orten versuche gemacht würden, besonders auf
dem Lande. Da das Landkind eine andere Umgebung, einen ande¬
ren Beobachtungskreis hat, wird es manches wieder anders auffassen,
vielleicht arbeitet es noch ursprünglicher, weil es weniger Vorbilder
hat. versuche in dieser Dichtung wären gewiß wertvoll und würden
manchen neuen Gesichtspunkt bringen.
Puppen unct Puppenspiele.
Von Katharina Gruber in München.
Die Puppe ist im den Reihen des Spielzeuges wohl die ehr¬
würdigste Erscheinung. Die Jugend aller Zeiten und Völkerschaften
besaß ihre Puppe, und wenn es gelänge, eine internationale Puppen¬
sammlung zusammenzustellen, so wären in den vorhandenen Typen
wohl sämtliche Völker des Erdballs zu begrüßen.
Einem so alten und allgemein verbreiteten Spielzeug hat es
allzeit an Beachtung und an Beurteilung seines Wertes nicht gefehlt
und wie überall, so sind auch hier die Ansichten geteilt. Die
einen wollen der Puppe vor allem andern Spielzeug den Vorzug
geben und heißen sie ,,da§ Spielzeug der Spielzeuge", — die andern
wollen mit der Puppe, ,,diesem veralteten, sinnlosen Zeug," gründ¬
lich aufräumen.