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Me wollen wir uns zur Puppe und ihrer Verwertung stellen? 
Ich denke, wir nehmen sie mit, wenn wir zu unseren Kleinen 
gehen und geben ihnen — ihre Puppe! und verkürzen sie nicht um 
ihr Kinderglück. ll)er hätte nicht gesehen, mit wie großen, verwun¬ 
derten Uugen das Kind seine erste Puppe betrachtet! Sie ist die 
erste Nachbildung seiner eigenen kleinen Person! Wieviel hat das 
Kind zu entdecken, zu erkennen: Uugen, haare, Mund, Hände, Füße 
— alle Kleidungsstücke — wie beim Mädi! Und wie bald lernt das 
Kind mit der Puppe spielen. Ulles was die Mutter mit dem Kinde 
vornimmt, überträgt das Mädchen auf sein Püppchen. Hlie Zärt¬ 
lichkeit, Sorgfalt und Freundlichkeit, aber auch alle Unliebenswürdig¬ 
keit und Uauheit, die das Kind vom Erwachsenen empfangen hat, 
zeigt sich wieder im Verkehr des Kindes mit seiner Puppe. So 
gewöhnt sich das kleine Mädchen — vielfach auch der kleine Knabe — 
an den Umgang mit der Puppe, sie ist ihm ein treuer Spielkamerad 
geworden, der Freud und Seid mit ihm teilt und der ihn auch 
hineinbegleitet in eine ganz neue, fremde Umgebung — ins Schul¬ 
zimmer ! 
Der Münchener Sehrplan hat auch der Puppe erlaubt, in den 
ersten bangen Tagen mit ins Schulzimmer zu kommen. Mit 
der Puppe hält die kleine Schülerin ein Stück Heimat in ihren Urmen, 
das stärkt ihren Mut. Und nun darf sie mit ihrer Emma oder Sina 
spielen, darf sie aus- und ankleiden, darf erzählen, was die Puppe 
alles kann und es ist dem Kinde, als wäre es im Schulzimmer nimmer 
so fremd und es verliert seine stumme Scheu. 
Bald wird's mit dem Sernen ernst! Die Puppe verschwindet 
aus der Schule, und leider findet mit dem Eintritt in die Schule für
	        
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