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Lehrer nach Schluß des Schuljahres nicht umsonst abgemüht hat, daß 
alle Kinder profitieren und daß dieser Unterricht sodann auch ein 
grundlegender genannt werden darf. 
Ich schließe mich ganz den Auslassungen des Herrn Dr. W. Hollen¬ 
bach in Jena an, welcher sich in vortrefflicher Weise über Auswahl 
des Stoffes folgendermaßen äußert: * **)) Wir halten es nicht für wohl¬ 
gethan, im ersten Schuljahr den ersten Zehner zu überschreiten. Die 
Zahlenreihe von 1 — 10 bildet eben die Grundlage unseres Zahlen¬ 
systems und ist deshalb von so großer Bedeutung, daß aus eine gründ¬ 
liche und reinliche Durchbildung derselben nicht genug Wert gelegt 
werden kann. Eile mit Weile heißt es auch hier, aber man muß 
einen besonderen Nachdruck auf Weile legen. Vielfach ist es Eitelkeit, 
die zur Bewältigung eines größeren Stoffumfanges treibt und glän¬ 
zende Resultate zu zeigen sucht, wo eine selbstlose Hingabe an die 
Jugend und deutsche Sorgfalt und Gründlichkeit sich offenbaren sollten. 
An Arbeit kann es nicht mangeln; die grundlegende Zahlenreihe bietet 
einen solchen Reichtum von Übungsmaterial dar, daß sehr wohl noch 
an verschiedene Ausscheidungen gedacht werden darf. Und solche sind 
notwendig. Der von Wohlwollen beseelte Erzieher kann sich den lauten 
Klagen der Ärzte über die traurigen Folgen der geistigen Über¬ 
anstrengung der Jugend nicht verschließen; wie könnte er auch den 
Vorwurf ertragen, daß er sich an Gesundheit und Glück der Jugend 
und des Volkes versündigt habe! Der Erzieher hat wahrlich Ursache, 
die Stimme der Ärzte zu hören, ist doch unser Jahrhundert durch 
Nervosität und auffallende Zunahme der Geisteskrankheiten gekenn¬ 
zeichnet. Eine Überanstrengung des kindlichen Gehirnes wird aber 
herbeigeführt, wenn demselben das Rechnen mit Bruchzahlen und die 
Lösung zusammengesetzter Aufgaben von der Form angesonnen wird: 
„Wie vielmal 1 hat die Hälfte von 4 weniger als 3? Ich habe von 
14 eine Zahl 3 mal weggenommen und 2 zum Rest erhalten, welches 
war die Zahl? Welche Zahl hat den 4. Teil von 8 dreimal?"*) Wir 
halten daher alle schwierigeren zusammengesetzten Aufgaben vom ersten 
Schuljahre fern. 
*) Bergl. die vorzögt. Abhandlung: „Der Rechenunterricht im ersten Schul¬ 
jahr" von vr. W. Hollenbach, in Re ins „Päd. Studien," Jahrg. 1887, Heit 4. 
**) Vergl. Grubes Leitfaden, S. 30 u. 48.
	        
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