Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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Zuerst war dem Sulla, einem feingebildeten Manne von der Partei 
der Aristokraten, vom Senate der Oberbefehl gegen Mithridates über- 
tragen worden. Marius, der beim geringen Volke sehr beliebt war, 
setzte es aber mit dessen Hilfe durch, daß er ihm wieder abgenommen 
wurde. Da brach der erste Bürgerkrieg aus (88—82). Sulla rückte 
mit seinem Heere gegen Rom, nahm es mit stürmender Hand, ließ den 
Marius ächten, verfolgte seine Anhänger und verstärkte den Senat mit 
87 seinen Freunden. Dann zog er gegen Mithridates (87), besiegte ihn in 
84 Griechenland und Kleinasien und zwang ihn zum Frieden (84). 
3. Marius als Flüchtling. Der geächtete Marius rettete sich durch 
eine Flucht voll Abenteuer. In Minturnä wurde er entdeckt und zum 
Tode verurteilt. Als ihn ein zimbrischer Sklave im Gefängnis töten sollte, 
fuhr er diesen mit blitzenden Augen und 
donnernder Stimme an: „Mensch, du 
wagst es, den Gajus Marius zu töten?" 
Der Sklave warf den Dolch weg und 
stürzte fort. Man entließ den Gefange- 
neu. Glücklich kam er nach Afrika. Von 
hier verwies ihn der römische Proprätor 
oder Statthalter. Den Boten sah Marius 
mit starreu Augen an und brach in die 
Worte ans: ,,Sage deinem Herrn, du 
habest den Marius als Flüchtling auf 
den Trümmern Karthagos fitzen sehen!" 
Dann verbarg er sich mit seinem Sohne 
57. Münze d-5 Mithridates. °"f ™ec 3# 
4. Marms zum ftebentenmal 
Konsul. Inzwischen war sein Freund Cinna in Rom zur Herrschaft ge- 
kommen und rief Marius mit feinem Anhange zurück. Grauenhaft wüteten 
nun die marianischen Horden gegen die Sullaner. Jeder wurde nieder- 
gestoßen, dessen Gruß Marius nicht erwiderte. Doch schon in der dritten 
Woche seines siebenten Konsulats raffte der Tod den Marius infolge der 
86 steten fieberhaften Aufregung hinweg (86). Cinna wurde von seinen 
eigenen Soldaten erschlagen. 
5. Sullas furchtbare Rache durch die Proskriptionen oder Ach- 
83 tungslisten. Nach drei Jahren (83) kehrte Sulla als Sieger zurück und 
nahm furchtbare Rache an feinen Feinden. Nicht vergeblich hatten ihm 
die Bürger ein Beil mit einem goldnen Kranze entgegengetragen. Nach- 
dem er die Heere der Gegner in 15 Schlachten besiegt, ließ er eine Liste 
seiner Gegner anfertigen und fetzte einen hohen Preis auf den Kopf jedes 
Marianers. Aus Rachsucht und Habgier wurden in Italien an 40000 
Bürger hingeschlachtet. Sulla, zum Diktator ernannt, beschränkte nun die 
Gewalt der Tribunen und erweiterte die Macht des Senats und der Ari- 
stokraten. Um die gesunkenen Sitten zu heben, setzte er harte Strafen auf 
Ehebruch, Giftmischerei, Urknudenfälschuug und andere Verbrechen. Nach 
79 zwei Jahren (79) legte er seine Diktatur nieder, zog auf ein Landgut 
und lebte da den Musen und den sinnlichen Vergnügungen. Er starb am
	        
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