Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

Joseph Freiherr von Eichendorff. 
21 
Der Spinnerin Lied. 
Es sang vor langen Jahren 
Wohl auch die Nachtigall, 
Das war wohl süßer Schall, 
Da wir zusammen waren. 
Ich sing' und kann nicht weinen 
Und spinne so allein 
Den Faden, klar und rein, 
Solang' der Mond wird scheinen. 
Da wir zusammen waren, 
Da sang die Nachtigall, 
Nun mahnet mich ihr Schall, 
Daß du von mir gefahren. 
So oft der Mond mag scheinen, 
Gedenk' ich dein allein, 
Mein Herz ist klar und rein, 
Gott wolle uns vereinen! 
Seit du von mir gefahren, 
Singt stets die Nachtigall, 
Ich denk' bei ihrem Schall, 
Wie wir zusammen waren. 
Gott wolle uns vereinen. 
Hier spinn' ich so allein. 
Der Mond scheint klar und rein, 
Ich sing' und möchte weinen! 
Zoseph Freiherr von Lichendorff 
(geb. 1788 auf dem Schlosse Lubowitz bei Ratibor in Schlesien, 
gest. 1857 in Neiße) 
Wünschelrute. 
Schläft ein Lied in allen Dingen, 
Die da träumen fort und fort, 
Und die Welt hebt an zu singen, 
Triffst du nur das Zauberwort.
	        
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