Full text: Altdeutsches Lesebuch mit Anmerkungen (1)

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Schule, Wiederbelebung und Verfall eines großen Kaiserreichs, eine 
neue Völkerwanderung nach dem Orient und eine neue deutsche 
Bildung. 
47. Rückblick auf die Stellung des germanischen Weibes. 
Karl Weinhold, Die deutschen Frauen in dem Mittelalter, Vd. 2. Wien 1897, 
5. 316 sf. 
H^ir Haben gesunden, daß die Germanen gleich allen anderen 
A'V7 Völkern mit der rohen, derbsinnlichen Auffassung des lveibes 
als einer bloßen Sache und als eines Werkzeuges zur Rrbeit wie zu 
sinnlicher Lust begonnen haben. Die Sitte, daß sich das Weib mit 
dem toten Manne verbrennen lassen mußte, das Recht des Mannes, 
seine Frau zu vermachen, zu verschenken und zu verkaufen, bewiesen 
jene Dildungsansänge, deren Spuren sich vereinzelt noch in spätere 
Zeiten verlieren, wir konnten den Tod des Weibes mit dem Manne 
durch einen innern Grund beschönigen, wir konnten dies auch mit 
der Rechtlosigkeit versuchen, die auf den Frauen lastete; indessen 
wollten wir damit die härte der ältesten Zustände Glicht verhüllen. 
Vas Weib hatte von der Geburt bis zu dem Tode kein anderes 
Gesetz als den willen seines Schutzherren, und die eintretenden Milde¬ 
rungen dieser Verhältnisse sind eben Umgestaltungen des altgermani¬ 
schen Rechts. Durch die Gnade des Vaters ward ihm zu leben er¬ 
laubt,- durch Wertstücke oder Geld dem Vater abgekauft, mußte es 
Leib und Leben einem Fremden überlassen,- gegen Geld oder aus 
Gunst konnte es dieser einem andern übergeben; stumm und still 
mußte es sich fügen, denn es hatte kein Recht, und notgedrungen 
mußte es zuletzt in den Tod gehn. Die Last des Tages ruhte außer¬ 
dem fast allein aus seinen Schultern,- Haus und Feld mußte es be¬ 
stellen, während der Mann im Kriege oder auf der Jagd lag und 
heimgekehrt der Mühsal müßig zusah. — Trotz allem diesem haben 
wir jene altgermanische Frauenverehrung, von der Tacitus redet, 
nicht in das Reich der Träume verwiesen, allein wir haben sie aus 
einer schiefen modernen Deutung auf ihren wahren Inhalt gebracht, 
wir haben hervorgehoben, daß der gute Sinn der Germanen und die 
Rchtung der weiblichen Ehre, die Anerkennung wichtiger Geistesgaben 
an hervorragenden Frauen und selbst die natürliche Schwäche des 
Geschlechtes jenen Nachteilen im Rechte große Vorteile im Leben ent¬ 
gegensetzten. 
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