Full text: Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien (Theil 2)

der Hauptlehrgegenstände des Deutschen Unterrichts 
Dieser Abriß erstreckt sich über die Rhetorik, die Poetik, die Literaturgeschichte und die schriftlichen 
Aufsätze. Wesentliche Ideen darüber, so wie ausführlichere Entwickelungen einzelner Theile sind bereits in den 
verschiedenen Abschnitten der prosaischen Lesestücke vorgekommen, und müssen solche mit diesen kurzen Andeutungen 
Hand in Hand geben. Das Uebrtge muß der mündliche Unterricht ersetzen, namentlich die Belebung durch 
Beispiele, ohne welche alle Theorie dürre bleibt. Natürlich ist noch niemand durch Rhetorik und Poetik zum 
Redner oder Dichter geworden; aber eben so wahr ist es, daß sich Rhetorik und Poetik an den Werken der vor¬ 
züglichsten Redner unv Dichter aufgebaut haben, und daß darum ihre Begriffe nicht nur Halipunkte für klares 
Verständniß, sondern auch Ausgangspunkte für ergiebiges Nachdenken gewähren. Das ist der Schlüssel für die 
richtige Auffassung und Benutzung dieser Wissenschaften. 
i. Abritz der Rhetorik. 
(Man vergleiche hierzu besonders die Lesestücke Nr. 19—75., Seite 613—631.) 
Einleitung. Dieser Aufgabe nach erstreckt sich die Rhe- 
b ^ torik in einzelnen Theilen über jede sprachliche 
i Darstellung eiires zu einem Ganzen abge- 
Die Rhetorik (^xonixij sc. rs., schlossenen Gedankenkreises, also auch über 
imaxtifjLt] üotiznrjXüio Redner) ist die Lehre poetische Darstellung, bezieht sich aber, ge- 
von der Wohlredenheit (ars bene dicendi), maß der natürlichen Aufgabe der Sprache, 
oder die Anleitung, über einen Gegenstand Anderen sein Denken und Wollen mitzutheilen, 
schön, eindringlich und umfassend (oimato, zunächst nur auf die Prosa, und steht in 
graviter, copiose) zu reden. Sie unterscheidet dieser Hinsicht der Poetik gegenüber, welche 
sich von der Grammatik, welche bloß die es einzig mit der Poesie zu thun hat. 
Richtigkeit des sprachlichen Ausdrucks lehrt, 0 
und unterscheidet sich von der Logik, welche 
bloß die Gesetze des richtigen Denkens ent- Die Prosa läßt sich in drei Grundforinen 
wickelt. Die Rhetorik dagegen soll Anleitung eintheilen, die aber selten rein vorkommen, 
geben: 1. über einen Gegenstand den um-! sondern in einander übergehen und sich oft 
fassenden Gedankenstosf herbeizusuchen; 2. den in einem und demselben Satze verbinden, 
Stoss zu sondern und zu ordnen; 3. ihn in besonders in der modernen Literatur, 
einer angemessenen, schönen und eindringlichen 1. Die historische, welche den Stoff als 
Sprache darzustellen, und 4. ihn angemessen einen objectiven, von außen gegebenen, ferti- 
und eindringlich vorzutragen. Demnach zer- gen, seienden, auffaßt, und nach den zwei 
fällt die Rhetorik in folgende vier Abschnitte: Hauptgebieten dieses Stosses, die sich durch 
I. über die Ersrndung (invcQtio); i die Gegensätze: Raum und Zeit, Verharren 
II. über die Anordnung (disposilio); und Veränderung, Natur und Geschichte rc., 
III. über die sprachliche Darstellung charakterisiren, wieder zerfällt: a) in die 
(elocutio); beschreibende, b) in die erzählende. 
IV. über den Vortrag (pronunciatio); 2. Die philosophische Prosa, welche 
zu welchem letzteren noch als vorausgehend den Stoff als einen snbjectiven, innerlichen, 
die Gedächtniß-Einübung (memoria), und als in dem Sprechenden selbst gegenwärtig wer¬ 
begleitend der Gebärdenausdruck (aclio) ge- denden auffaßt, ihn gleichsam momentan 
rechnet wird. Zum Theil also ist die Rhetorik prvducirt und als solchen unmittelbar in 
eine fortgeführte Grammatik, zum Theil eine Sprache treten läßt. Es gehört dazu in der 
angewandte Logik. ! Prosa zunächst die Sprache des eigentlichen
	        
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