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Die Waffen ruh'n, des Krieges Stürme schweigen.
Auf blut'ge Schlachten folgt Gesang und Tanz;
Durch alle Straßen tönt der muntre Reigen,
Altar und Kirche prangt in Festes Glanz,
Und Pforten bauen sich aus grünen Zweigen,
Und um die Säule windet sich der^ Kranz.
Das weite Rheims saßt nicht bie Zahl der Gäste,
Die wallend strömen zu dem Völkerfeste; •—
Wohlklang bemerken, so beruht das auf jenen drei Gründen. In
der ungebundenen Rede fällt dieser Wohlklang weg (wenigstens
wird er nicht verlangt), weil es da weder eine regelmäßige Ab¬
wechselung langer und kurzer Sylben, noch einen Reim giebt.
Der durch die regelmäßige Abwechselung langer und kurzer
Sylben entstehende Wohlklang heißt Rhythmus. Er muß sich
nach dem Inhalt des Gedichts richten, und also anders sein in
einem fröhlichen, als in einem ernsten Gedichte. Wie ist z. B.
der Rhythmus so ganz anders in dem Liede:
Mir Freude des Lebens
Ist Garten und Haus!
Man lockt mich vergebens!
Ich gehe nicht aus.
Im Tummel da zwing' ich
So dumm mich und stumm;
Hier sing' ich und spring' ich
Im Garten herum;
und dagegen in dem andern Liede:
Trockne deines Jammers Thränen,
Heitre deinen Blick;
Denn es bringt kein banges Sehnen,
Ihn, der starb, zurück u. s. w. (Voß.)
Die meisten Gedichte haben ein bestimmtes Metrum, d. i.
die langen und kurzen Sylben wechseln auf eine und dieselbe
Weise ab. Die langen Sylben bezeichnet man durch einen Quer¬
strich (-), die kurzen durch ein oben offenes Häkchen (-). Das
Metrum des obigen Liedes „Mir Freude" u.s. w. würde also lauten:
und des Liedes: „Trockne deines" u. s. w.