Full text: Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen

27 
standes in kühner Begeisterung ringt; oder endlich Beschreibung 
und Betrachtung mit einander verbindet. 
Nach der äußern Form aber ergeben sich folgende lyrische 
Dichtungsarten: 
Das Lied wird von einem sanften, gemäßigten Gefühl her¬ 
vorgebracht, und zwar herrscht in ihm nur ein Gefühl vor. Die 
Kunst des Lieder-Dichters besteht daher darin, uns mit dem ge¬ 
ringsten Aufwande künstlerischer Mittel gleich in seine Stim¬ 
mung zu versetzen. Die Sprache muß einfach und leicht ver¬ 
ständlich, die Verbindung der Gedanken natürlich sein, damit 
jeder Gebildete es verstehe. Dadurch unterscheidet es sich von der 
Ode, der Hymne und der Dithyrambe, in denen das Gefühl 
viel stärker, die Sprache viel bilderreicher, die Verbindung der 
Gedanken weniger faßlich ist. 
Die Lieder sind bestimmt, gesungen zu werden. Darum be¬ 
stehen sie aus Strophen, und diese wieder aus einer bestimmten 
Anzahl von Zeilen und Sylben. Die Strophen müssen einander 
gleich sein, damit die Melodie der begleitenden Musik auf alle 
passe. Um den Wohlklang zu befördern, sind fast alle Verse 
gereimt. 
Der Inhalt des Liedes ist so reich wie die Welt und das 
menschliche Herz. Jedes nächste Ereigniß kann eine Stimmung 
in uns hervorrufen, die sich im Liede aussingt; doch unterscheidet 
man dem Inhalte nach religiöse und w eltliche Lieder. Die 
religiösen oder geistlichen besingen entweder Gott oder Jesus, 
oder doch irgend etwas, das mit der Religion in Bezug steht. 
Sie sollen das Herz erwärmen und erbauen, das Gefühl zu Gott 
1. Das Lied. 
2. Die Ode. 
3. Die Hymne. 
4. Die Dithyrambe. 
5. Die Elegie. 
6. Die Heroide. 
7. Die Cantate. 
8. Das Sonett. 
9. Das Madrigal. 
10. Das Rondeau. 
11. Das Triolet. 
12. Die Canzone. 
13. Die Siciliane. 
14. Die Sestine. 
15. Die Glosse. 
16. Das Cancion. 
17. Das Ghasel. 
18. Das Ritornell. 
1. Das Ließ.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.