Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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hinter dem Ohr und brummte: „Bei der Magd ist's wohl im Ober¬ 
stübchen nicht ganz richtig; morgen soll sie den Abschied erhalten." 
Die Gänsechristel war als Gans in den Wald geflogen, aber, o 
Jammer! als sie das zweite Sprüchlein gaken wollte, hatte sie es in all 
der Angst vergessen. Sie hing traurig den Kopf und sann und sann, 
aber es war alles umsonst. Da hörte sie plötzlich hinter einem Busch 
ein leises Gekicher. Sie machte einen langen Hals, um zu sehen, was 
dort so höhnisch lachte: 
„Hi! hi! hi! Hat den Spruch vergessen, 
muß nun Hafer fressen!" 
In demselben Augenblick hatte aber auch die Gans den bösen Zwerg 
am Bein gepackt und sich so sestgebissen, daß der höhnische Wicht laut 
aufschrie und der Gans die besten Worte gab, damit sie ihn doch loslasse. 
Aber sie hielt ihn so lange fest, bis er ihr wieder zu dem zweiten Sprüch¬ 
lein verholsen hatte. O, wie froh war die Gänsechristel, als sie keine 
Gans mehr war! Der kleine Mann aber rieb sein Bein und hinkte 
verdrießlich fort; denn wenn es nach seinem Wunsche gegangen wäre, 
Hütte die Gans eine Gans bleiben müssen. — Und die Gänsechristel? - 
Die hat nie wieder die Sprüchlein gebraucht, sondern geduldig die Gänse 
gehütet; durch Schaden war sie klug geworden und hielt es ihr Leben 
lang mit dem Sprichwort: 
Trau, schau, wem! —
	        
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