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Freiheit und Gleichheit! hört man schallen; 
der ruh'ge Bürger greift zur wehr, 
die Straßen füllen sich, die Hallen, 
365 und Würgerbanden ziehn umher. 
Da werden Weiber zu Hyänen 
und treiben mit Entsetzen Scherz,- 
noch zuckend, mit des Panthers Zähnen 
zerreißen sie des Feindes herz. 
370 Nichts heiliges ist mehr, es lösen 
sich alle Bande ftommer Scheu,- 
der Gute räumt den Platz dem Bösen, 
und alle Laster walten frei. 
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, 
375 verderblich ist des Tigers Zahn,- 
jedoch der schrecklichste der Schrecken, 
das ist der Mensch in seinem Wahn, 
weh denen, die dem Lwigblinden 
des Lichtes Himmelsfackel leihn! 
380 Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden 
und äschert Städt' und Länder ein. 
Freude hat mir Gott gegeben! 
Sehet! wie ein goldner Stern 
aus der hülse, blank und eben, 
385 schält sich der metallne Kern, 
von dem Helm zum Kranz 
spielt's wie Sonnenglanz,- 
auch des Wappens nette Schilder 
loben den erfahrnen Bilder. 
390 herein! herein! 
Gesellen alle, schließt den Reihen, 
daß wir die Glocke taufend weihen! 
Konkordia soll ihr Name sein. 
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine 
395 versammle sie die liebende Gemeine. 
Und dies sei fortan ihr Beruf, 
wozu der Meister sie erschuf: 
hoch überm niedern Erdenleben 
soll sie im blauen Himmelszelt, 
400 die Nachbarin des Donners, schweben 
und grenzen an die Sternenwelt, 
soll eine Stimme sein von oben 
wie der Gestirne helle Schar, 
die ihren Schöpfer wandelnd loben 
405 und führen das bekränzte Jahr.
	        
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