Full text: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

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Buch VII. Asien. 
Hungersnoth tritt öfter ein. — Die 4 Guin eainseln stehen fast nur dem 
Namen nach unter europäischer Herrschaft. Fernando do Po ist die Haupt- 
station der englischen Sklavenkreuzer im Meerbusen von Guinea. St. Helena 
mit Jamestown hat nur 7 T. Ew.; hier kommen jährlich gegen 4 T. 
Schiffe an. 
Bourbon (Reunion), franz., sowie Mauritius (Jsle de France), engl., 
entwickeln sich durch den vermehrten Anbau des Zuckerrohrs außerordentlich leb¬ 
haft. Die Bevölkerung ist das bunteste Gemisch von Franzosen, Englän¬ 
dern, Negern, indischen und chinesischen Kulis, Arabern und Malayen von 
Madagaskar. Bourbon mit St. Denis und St. Paul hat 193T.EW.; 
Mauritius mit Port Louis hat 322 T. Ew.; das ist eine Volksdichtigkeit, 
wie sie nur in den europäischen Fabrikbezirken größer vorkommen wird. 
Madagaskar, 3 Mill. Ew. (?) Seit der Mitte des I7ten Jahrhunderts 
bat Frankreich vergebliche Versuche gemacht, sich auf Madagaskar festzusetzen. 
Nur ein paar kleine Jnselchen, Nossi Be rmd St. Maria, hat cs sich er¬ 
halten. Das Land ist jetzt in großer Gährung begriffen, indem seit Anfang 
dieses Jahrhunderts die Regenten, z.B. der außerordentlich tüchtige Radama I, 
das Land dem Christenthum und europäischer Civilisation und Einwanderung 
öffneten, oder eben so streng dagegen abschlössen. Jetzt sind mit England 
und Frankreich Verträge abgeschlossen, und reißend schnell macht sich durch die 
lebhafte Handelsverbindung mit den Maskarenen europäisches Wesen, wenn 
auch zunächst nur in Aeußerlichkciten, im Lande geltend. Tananarivo, 25 T. 
Ew., Residenz, Am b atumcna, 9 T. Ew. 
Buch VH. Asien. 
§. 66. Name und Entdeckungsgeschichte des ErdtheilS. D-r Namk 
dieses Erdtheils bezog sich ursprünglich, wie manche glauben, auf eine sumpfige Gegend, die 
Asische Wiese, in Lydien, wurde dann zur Bezeichnung der Halbinsel Kleinasien verwandt und 
bei weiterer Ausdehnung geographischer Kenntnisse auf den ganzen Erdtheil bezogen. Wahr¬ 
scheinlicher ist eS, daß die Kaukasusländer, von denen die Wanderungen der alten Culturoölker 
nach Europa gegangen sind, den Namen der Asischen, d. i. der göttlichen, führten. Das Asow- 
sche Meer erinnert noch jetzt an den alten Namen jener Länder. So wurde Asien zur um¬ 
fassenden Bezeichnung des östlichen ErdtheilS, der uralten, „göttlichen" Heimat des Menschen¬ 
geschlechts. 
Langsam hat sich die geographische Kenntnis des ErdtheilS entwickelt, weil sein inneres 
so schwer zugänglich, und seine Küsten von Europa aus nur auf weitem Umwege \\\ erreichen, 
im hohen Norden aber gar nicht zu befahren sind. Die ersten Entdeckungen knüpfen sich an 
den Namen der Phönicier an, z. B. die Seefahrten, welche zu Salomos Zeit von dessen 
Häfen Elath und Eziongeber am Busen von Akaba nach Ophir, dem Lande der Abhira an 
den Mündungen de3 Iiidus, unternommen wurden. Aber auch im Persischen Busen hatten 
sie ihre Stationen, ja vielleicht war die Insel Bahrein (Tylus und Aradus) die ursprüngliche 
Heimat dieses Volkes. Später (700 — 500 vor Chr) blühten die griechischen Colonien 
an der Westküste Kleinasiens diirch weit ausgedehnten Handel. Sie machten ben Phöniciern 
an den Küsten des Schwarzen Meeres siegreiche Concurrenz und gründeten an den Gestadcii 
des nunmehr zum gastlichen, ev£;eivo<;, gewordenen Meereö zahlreiche Colonien, von deneii 
aus Landreisen in das innere von Nord-Europa undAsien^internommen wurden. In Milet, 
der bedeutendsten der griechischen Handelsstädte, entwickelte sich durch die Fülle der hier zu¬ 
sammenströmenden Nachrichten ins Leben gerufen, neben anderen Künsten und Wissenschafteii 
die Geographie: Anaximander zeichnete die erste Erdkarte, und Hekatäus schrieb eine 
durch eine Karte erläuterte ista 715^10804, die zum großen Theil auf eigener Anschauung be¬ 
ruhte. Prüfender und mehr im Ziisammenhang stellte bann Hcrvdot (geb. 484 v. Chr. ©.), 
der u. a. Asien bis nach Babylon durchwandert hatte, die damals bekannte Welt dar: das 
Jndusland und da- Uralgebirge sind die Grenzen seiner Kenntnis des Erdtheils. Langsam
	        
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