Der Nordische Krieg (1700—1721). 103
Sardinien entschädigt, während Sizilien wieder mit Neapel vereinigt Sizilien erhält
wurde. Preußen, das am Utrechter Frieden teilnahm, erhielt das 1718 ®aTbmten-
Oberquartier von Geldern. Kaiser und Reich bestanden vergebens
auf die Rückgabe des Elsaß mit Straßburg und der Franche-Comts.
Österreich mußte sich dem stetig wachsenden Übermut der Franzosen im
Frieden von Rastatt, das Reich im Frieden von Baden (im Kanton Friedensschluß
Aargau) beugen (1714). Österreich erhielt die spanischen Niederlande, und°B«den im.
Mailand, Neapel und die Insel Sardinien. Frankreich blieb im Besitz
seiner alten Eroberungen, und der Kaiser mußte die beiden geächteten
Kurfürsten wieder einsetzen.
§ 26. Der Nordische Krieg (1700—1721).
1. Rußland bis zu Peter dem Großen. Nach sagenhafter Über-
lieferung legten Normannen (Waräger) von Nowgorod (am Jlmenfee), wo
die Anwohner der Ostsee und die der Wolga ihre Waren tauschten, unter
Rnrik den Grund zum russischen Reiche.') Als Kriegeradel verschmolzen
sie bald mit den Slawenstämmen Rußlands. Wladimir der Große führte durch
ums Jahr 1000 das Christentum ein. Der Anschluß an die griechisch- gtuni um sto.
orthodoxe Kirche, wobei doch von Anfang an die volle Selbständigkeit J£bf™0en
gewahrt blieb, die Einführung des (Alt)-Slawifchen (Bulgarischen) als die westliche
Kirchensprache und des kyrillischen Alphabets begründeten Rußlands Kultur.
Kultur, seine nationale Einheit und seine Abgeschlossenheit gegen den Westen.
Durch innere Erbteilungen geschwächt, wurde das Großfürstentum Rußland
der „goldenen Horde" der Mongolen tributpflichtig. Iwan Wasil- Herrschaft der^
jewitsch zerbrach das barbarische Joch und gab dem Reiche Einheit, Unteil- J 1235—uso.
barkeit und das Zartum. Durch den Einfluß seiner Gemahlin, einer Nichte
des letzten byzantinischen Kaisers, wurde die griechische Kultur mächtig Griechische und
gefördert. Auch abendländische Kultur begann mit der Verwendung Einflüsse,
italienischer Baumeister und im 16. Jahrhundert mit der Einwanderung
deutscher Handwerker einzufließen. Das Haus Rurik erlosch 1598 mit
Iwan dem Schrecklichen und seinem Sohne Feodor, einem Schwächling,
unter dem der letzte dürftige Rest russischer Bauernsteiheit schwand. Nach un^ng der
schweren Wirren (die drei falschen Demetrius), während deren Rußland in 1592
Gefahr kam, von Polen abhängig zu werden, erwählte der Adel den jungen
Michael aus dem Hanse Romanow zum Zaren. Durch die Schweden Da^Haus
und Polen in dieser Zeit von der Ostsee zurückgewiesen, fanden die Russen 1613™n62.
zunächst eine Entschädigung in Sibirien, das sie in kühnen Abenteurer- Eroberung
zügen, an denen sich hauptsächlich Kosaken beteiligten, eroberten und zu
besiedeln ansingen. Das Ochotskifche Meer, der Baikalsee und der
Amur wurden erreicht und überall Städte angelegt. Zar Alexej
(1645—1676) begann zuerst die Verwaltung und das Heerwesen nach abend-
ländischem Muster umzugestalten, fand aber zähen Widerstand bei der
l) „Rhos" vielleicht abzuleiten von „Rodsen", finnische Bezeichnung der
Normannen (--Ruderer).