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Beispiel meiner Väter meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein,
Frömmigkeit und Gottesfurcht zu Pflegen, den Frieden zu schirmen, die
Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer,
dem Rechte ein treuer Wächter zu sein.
Wenn ich Gott um Kraft bitte, diese Königlichen Pflichten zu erfüllen,
die Sein Wille mir auferlegt, so bin ich dabei von dem Vertrauen zum
preußischen Volke getragen, das der Rückblick auf unsere Geschichte mir ge¬
währt. In guten und in bösen Tagen hat Preußens Volk stets treu zu
seinem Könige gestanden; auf diese Treue, deren Band sich meinen Vätern
gegenüber in jeder schweren Zeit und Gefahr als unzerreißbar bewährt hat,
zähle auch ich in dem Bewußtsein, daß ich sie ans vollem Herzen erwidere,
als treuer Fürst eines treuen Volkes, beide gleich stark in der Hingebung
für das gemeinsame Vaterland. Diesem Bewußtsein der Gegenseitigkeit der
Liebe, die mich mit meinem Volke verbindet, entnehme ich die Zuversicht,
daß Gott mir Kraft und Weisheit verleihen werde, meines Königlichen Amtes
zum Heile des Vaterlandes zu walten.
Kaiser Wilhelm H.
318, Ter Kaiserin Auguste Viktoria zum 22. Oktober 1888.
1. Junges Haupt in blonden Locken,
liebes, gütiges Gesicht,
hörst du, was der Klang der Glocken
heut' von allen Türmen spricht?
6. Wie des Himmels lichte Wolke
geht sie mit uns immerdar. —
Werde deinem deutschen Volke,
was Luise Preußen war.
2. Auferstehung aller Herzen
aus dem Leiden, aus der Not,
tiefer Trost nach tiefen Schmerzen,
neues Leben nach dem Tod.
3. Alle Hoffnung schien zu flüchten,
Deutschland war so arm, so leer,
und nun hängt von süßen Früchten
uns der Baum des Lebens schwer.
4. Und inmitten all der Fülle
sanft, bescheiden stehst du da.
Grüß dich Gott, du hohe, stille
Kaiserin Viktoria!
7. Wie sie all die bitt'ren Tränen
ihres armen Volks gezählt,
wie sie ganz in Gram und Sehnen
seinem Schicksal sich vermählt:
8. So bei deinem Volke wohnen
sollst auch du in Leid und Lust,
und die Herzen von Millionen
schlagen dann in deiner Brust.
9. Dir zu Füßen wird sich breiten
dreimal köstliches Geschmeid':
Perlen, die von Augen gleiten,
Tränen heil'ger Dankbarkeit.
5.Sieh, es zieht ein heil'gerSchatten
durch das Volk der Preußen hin:
Wir besaßen und wir hatten
eine heil'ge Königin.
Georg-Hckert
10. Solche Tränen, sie erquicken
süß, wie Himmels süßer Tau,
und ein Name wiro dich schmücken:
„Unsres Deutschlands liebe
Institut
für internationale
SchulBücWwschtwg
Braunschweig
Schulbuüibibliothek
Frau!"
Ernst von Wildcnbruch.