fullscreen: [Untersekunda, [Schülerband]] (Untersekunda, [Schülerband])

des Fürsten ein Fall, von dem noch niemand etwas gehört haben 
wollte. Mehr als dreißig wurden auf diese Weise grausam ge¬ 
züchtigt, und viele, unter denen auch ich war, kamen bloß deswegen 
durch, weil eine zu große Menge der Mitwisser hätte bestraft werden 
5 müssen. Einige kamen beim Abmarsch wieder los; denn ein Kerl, 
der in Kassel in den Eisen geht, wird von den Engländern nicht 
bezahlt. 
Endlich ging es von Ziegenhain nach Kassel, wo uns der Land¬ 
graf in höchsteigenen Augenschein nahm, keine Silbe sagte und uns 
io über die Schiffbrücke der Fulda nach Hannöverisch-Münden spedierte*. 
Unser Zug glich so ziemlich Gefangenen; denn wir waren unbe¬ 
waffnet, und die bewehrten Dragoner, Gardisten und Jäger hielten 
mit fertiger Ladung Reih und Glied hübsch fein in Ordnung. Ich 
genoß, trotz der allgemeinen Mißstimmung, doch die schöne Gegend 
15 zwischen den Bergen am Zusammenfluß der Werra und Fulda/ die 
dort die Weser bilden, mit zunehmender Heiterkeit. Das Reisen macht 
froher, und unsere Gesellschaft war so bunt, daß das lebendige Durch¬ 
einander alle Augenblicke neue Unterhaltung gab. So ging es denn 
auf sogenannten Bremer Böcken den Strom hinab. Nicht weit von 
20 Hameln sonderte man die Preußen ab, die man nicht durch preußisch- 
Minden bringen durfte, und ließ sie einen Marsch zu Lande machen. 
Da mir das eingepökelte Wesen auf den kleinen, langen Fahrzeugen 
nicht sonderlich behagen wollte, meldete ich mich als Preuße beim 
verlesen. Der Offizier sah in die Liste und sagte: „hier steht ja 
25 ein Lachse." „So?" sagte ich, „nun so will ich ein Sachse bleiben." 
Er schwieg, ließ mich aber, nachdem alle verlesen waren, mit den 
Preußen aussteigen. Man stellte sich aus, und es ging zu Lande 
weiter. Sch hatte damals die Gewohnheit, ein Buch zwischen Weste 
und Beinkleider unter den Gürtel zu stecken,' das Buch mochte dies- 
30 mal etwas zu stark sein, „was Teufel hat der Kerl da drin?" 
fragte ein Hauptmann Lesthen, der eben vor mir stand, und hob die 
Weste beim Flügel auf — es wurde der Julius Täsar zutage ge¬ 
fördert. „was Henker macht Er denn mit dem Buche?" fuhr er 
fort. - „Ich lese darin," war die Antwort. - „wo hat Er denn das 
35 Latein gelernt?" - „Das Latein pflegt man in der Schule zu lernen." 
Er schüttelte den Kopf. Ich hatte in dem Buche eine Menge Rand¬ 
noten aus dem vegetius*, Frontinus* und anderen Alten und Neuen, 
auch wohl von mir selbst niedergeschrieben, „von wem sind die 
Bemerkungen hier?" — „von mir, und vor mir von den angegebene^ 
40 Herren." Er sah mich fest an und endigte mit dem spöttischen Ab¬ 
schied: „Er wird wohl einmal ein recht großer Mann werden."
	        
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