Metadata: (Für das 7. und 8. Schuljahr) (Abteilung 2, [Schülerband])

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sich und seine Nachfolger auf dem Throne Preußens die ehrwürdige 
deutsche Kaiserwürde annehme. Ganz Deutschland jubelte auf bei der 
frohen Kunde, und alle Herzen begrüßten mit Preis und Dank die 
Worte, mit welchen Wilhelm dem deutschen Volke seinen Entschluß an— 
kündigte. „Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, 
verkünden hiermit: Nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den 
einmütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des deutschen 
Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende Kaiserwürde zu erneuern 
und zu übernehmen, und nachdem in der Verfassung des deutschen Bundes 
die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden Wir hiermit, 
daß Wir es als Pflicht gegen das gesamte Vaterland betrachten, diesem 
Rufe der verbündeten deutschen Fuͤrsten und freien Städte Folge zu 
leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden 
Wir und Unsere Nachfolger in der Krone Preußens fortan den Kaiser— 
titel in allen Unseren Beziehungen und Angelegenheiten des deutschen 
Reiches führen und hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben 
sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland 
einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir übernehmen die kaiser— 
liche Würde mit dem Bewußtsein der Pflichten, in deutscher Treue die 
Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, 
die Unabhängigkeit Deutschlands zu stützen und die Kraft des Volkes zu 
stärken. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß es dem deutschen 
Volke vergönnt sein werde, den Lohn seiner heißen und opferwilligen 
Kämpfe in einem dauernden Frieden und innerhalb der Grenzen zu 
genießen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicher— 
heit gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähren werden. Uns aber 
und Ünsern Nachfolgern in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, alle 
Zeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Er— 
oͤberungen, sondern in den Werken des Friedens und auf dem Gebiete 
nationaler Wohlfahrt, der Freiheit und Gesittung.“ 
Nach Richter und Andrä. 
262. Kaiser Wilhelm. 
1. Wer ist der greise Siegesheld, 2. Wer hat für dich in blut'ger Schlacht 
der uns zu Schutz und Wehr besiegt den ärgsten Feind? 
fürs Vaterland zog in das Feld Wer hat dich groß und stark gemacht, 
mit Deutschlands ganzem Heer? dich brüderlich geeint? 
Wer ist es, der vom Vaterland Wer ist, wenn je ein Feind noch droht, 
den schönsten Dank empfing, dein bester Hort und Schutz? 
vor Frankreichs Hauptstadt siegreich stand Wer geht für dich in Kampf und Tod, 
und heim als Kaiser ging? der ganzen Welt zum Trutz? 
Du edles Deutschland, freue dich, Du edles Deutschland, freue dich, 
dein König hoch und ritterlich, dein König, hoch und ritterlich, 
dein Wilhelm, dein Kaiser Wilhelm ist's! dein Wilhelm, dein Kaiser Wilhelm ist's! 
Hoffmann v. Fallersleben. 
263. Der Friede. 
Nach der Übergabe von Paris wurde für den Abschluß des Friedens 
eine freigewählte Nationalversammlung nach Bordeaux berufen und 
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