Full text: Deutsches Lesebuch für die lateinische Schule und die beiden unteren Kurse des Realgymnasiums

es will gar nicht aufhören, so viele sind es. Und sie nehmen die 
Hämmer und Kellen und alles Handwerkzeug und arbeiten, daß es 
ane Lust ist. — Kommt! des Moͤrgens der Mann mit seiner Frau: 
„O sieh, Frau, das Haus ift fertig, nun können wir einziehen; 
bas haben die guten, lieben Heinzelmännchen gethan!“ 
Sagt ein Bauer zu seinem Weibe: „Ach Mutter, wie soll das 
werden ? Habe nun gestern und heute gepflügt und geegget und kann 
nichts fördern; der Acker ist hart wie ein Stein; kommt die Saat 
nicht hinein, so müssen wir verhungern!“ 
Rachts kommen die Männlein, pflügen, eggen, säen, decken 
die Saat wohl zu, — am Morgen ist aälles ferlig, und in vier 
Tagen blicken die grünen Keime aus dem Boden heraus. 
Die Heinzelmaͤnnchen mahlen für den Müller, backen für den 
Bäcker, zimmern für den Zinimermann, jäten für den Gärtner, 
schustern für den Meister, schreiben für den Schreiber, hobeln für den 
Tischler, machen die wohlschmeckendste Wurst für den Fleischer; die 
geschickten, die prächtigen Heinzelmännchen! 
Da ist ein Schneider gewesen, der sagt zu seiner Frau: „Was 
soll das werden? Morgen früh sollen die Kleider ferlig sein; ich 
kann nicht mehr arbeiten; die Nadel fährt mir immer in den 
Golbfinger.““ „Was nicht geht, geht nicht,“ spricht die Frau, 
„geh' zur Ruh'!“ 
Die Männlein sind da vor Mitternacht 
Am Morgen ist alles schön vollbracht! 
Und so ergeht es mehrmal. Der Schneider ist glücklich, die 
Schneiderin auch; aber sie muß durchaus wissen, wie das zugeht. 
„Wartet nur, ich will euch schon ertappen!“ sagte sie und streute 
nen ganzen Scheffel Erbsen? in die Wohnstube 
Di hanen die Heinzelmännchen still und emsig. Ach, das Un— 
glück! Sie stürzen auf den Erbsen übereinander, sie stoßen sich die 
Räschen blutig, sie fallen sich die Armchen aus, sind froh, als sie 
wieder zur Thuͤr hinaus sind. 
Sie sind aber auch niemals und zu keinem Menschen wieder 
gekommen. Hoffmann. 
12. Rotkäppchen. 
Es war einmal eine kleine süße Dirne; die hatte jedermann 
lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter; 
die wußle gar nicht, wäs sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal 
schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Sammet, und weil ihm 
das so wohl stund und es nichts anderes mehr tragen wollte, hieß 
nur das Rotkäppchen; da sagte einmal feine Mutter zu ihm: 
„Komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine 
Volkstümlicher Erzählungston. Warum so genannt? * Dekliniere Ein 
anzer Scheffel Erbsen“!
	        
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