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Stunden zuvor auch nicht einmal dem Namen nach gekannt hatte.
Sage mir nur noch einer: „Wer ungebeten zur Arbeit geht, geht
ungedankt davon."
Zu seiner Besoldung gehörte unter andern: ein Grundstück,
das er alljährlich mit Kartoffeln oder andern Gemüsepflanzen be¬
stellte. Da er den Acker zum ersten Male in Augenschein nahm,
bemerkte er auf dem Fahrwege verschiedne Löcher, in welche die
Wagen bald rechts, bald links schlugen. — „Warum füllt ihr
doch die Löcher nicht mit Steinen aus?" fragte Meister Hämmer¬
lein die Nachbarn, welche den Acker ihm zeigten. — „Je," sagten
diese, „man kann jimmer vor andern Arbeiten nicht dazu kom¬
men." — Was that aber Meister Hämmerlein? — So- oft er
von seinem Acker ging, las er von ferne schon Steine zusammen
und schleppte deren oft beide Arme voll bis zu den Löchern.
Die Bauern lachten, daß er, der selbst kein Gespann hielt, für
andere den Weg besserte; aber, ohne sich stören zu lassen, fuhr
Meister Hämmerlein fort, jedesmal wenigstens ein paar Steine
auf dem Hin- und Herweg in die Löcher zu werfen, und in et¬
lichen Jahren waren sie ausgefüllt. — „Seht ihr's?" sagte er
nun, „hätte jeder von euch, der leer die Straße fuhr, auf dem
Wege die Steine zusammengelesen, auf den Wagen geladen und
in die Löcher geworfen, so wäre der Weg mit leichter Mühe in
einem Vierteljährchen eben geworden."
Johann Ferdinand Schlez.
135. Rübezahl und die zwei Handwerksgesellen.
Auf dem Riesengebirge treibt der Berggeist Rübezahl sein Wesen.
Als einmal zwei arme Gesellen in trübseligen Gedanken über
ihre Not im Gebirge dahinwanderten, sahen sie eine prächtige Kutsche
herankommen. Sie dachten, daß wohl ein vornehmer Herr darin sitze,
der für ihre Armut eine kleine Gabe übrig habe, eilten hinzu und
baten demütig um einen Reisepfennig. Da sprang der Herr aus dem
Wagen, schnitt mit seinem Messer aus dem Gebüsch zwei Stöcke ab
und gab ihnen dieselben mit den Worten: „Damit nehmt für diesmal
vorlieb! Ihr werdet damit schon besser fortkommen." Die Gesellen
nahmen die Stöcke und bedankten sich höflich; denn sie getrauten sich
nicht, das Geschenk eines so vornehmen Herrn zurückzuweisen. Hier-
Lesebuch für Höhere Mädchenschulen, 4. Schuljahr. 11