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7. Ha! rief der Pilger, welch ein Bild. wie feuerreich und doch 
so mild! Was dunkel und verworren war, wie ist es jetzt so licht und 
klar! Was vorher ohne Zweck mir schien, fetzt' wohlbedacht der Meister 
hin. Kein Strichlein durfte anders fein, sollt ich mich dieser Schön¬ 
heit freun. 
8. Auch feine düstre Seel wird licht; im Herzen tief die Stimme 
spricht: Dem Bilde gleicht dein Lebenslauf. Geht einst die Wahrheits- 
fonne auf, dann wird, was dir verworren scheint, zu einem Lichtgemäld 
vereint. Drum glaube jetzt und bete an! Was Gott tut, das ist 
wohlgetan! Christoph v. Schmid. 
139. Kirchgang in der Aremde. 
1. Es war in einer Kirche in fernem, fremdem Land; 
man sprach dort eine Sprache, von der ich nichts verstand; 
sie trugen dort Gewänder, wie ich sie nie gesehn; 
ich schien mir unter Bildern aus alter Zeit zu stehn. 
2. Da trat im Meßgewande der Priester zum Altar 
und hob den Blick zum Himmel und segnete die Schar. 
Nun hielt er in den Händen das Glaubenspfand empor; 
da läutet's auf dem Turme; da orgelt's auf dem Chor. 
3. Nun stimmen auch die Menschen in Glock und Orgel ein, 
und alles schien verschmolzen in Klang und Lied zu fein. 
Da fühlt' ich's tief im Innern, ich fei bei Menschen doch, 
bei Menschen, wie die meinen, vielleicht bei bessern noch. 
4. Es war dieselbe Andacht, die hier die Kniee bog, 
die Herz und Hand und Augen empor zum Himmel zog. 
Gefunken war die Schranke, die mich von ihnen schied: 
es war derselbe Glaube, wenngleich ein andres Lied. 
Österr. Lesebuch. 
140. £pie erste Kirche^ 
1. Wie scheint das erste Kirchlein 
so arm, so klein, so rauh! 
Nicht zieren Turm und Säulen 
den schlichten, engen Bau. 
2. Es formten Hirtenhünde 
den Raum so unbequem 
und schirmten ihn mit Halmen, 
den Stall von Bethlehem. 
3. Hier liegt in harter Krippe 
in Windeln eingehüllt, 
der aller Völker Sehnen 
in Gnadenhuld erfüllt. 
4. In Knechtsgeftalt verborgen 
erschien das ewge Wort 
und spendet Heil und Frieden 
den Menschen hier und dort. 
5. Der Stall hier ist der Tempel, 
die Krippe der Altar; 
hier bringt der liebe Heiland 
sich selbst zum Opfer dar. 
6. Hier fleht er um Erbarmen 
mit feiner Tränen Flut, 
wie einst am Kreuzesstamme 
mit feinem Dulderblut.
	        
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