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Prinzessin in ihrem Leben einmal von Herzen gelacht, so war
es diesmal, besonders als sie den ganzen Zusammenhang dieser
Hutgeschichte erfahren hatte.
269. Melchior von Diepenbrock.
(Nach Heinrich Förster.)
Melchior von Diepenhrock, welcher 1853 als Kardinal und
Fürstbischof von Breslau gestorben ist, wurde am Dreikönigs¬
tage des Jahres 1798 zu Bocholt im Münsterlande geboren
und noch am selbigen Tage getauft. Sein Vater Andreas war
fürstlich Salm - Salmscher Hofkammerrat, ein biederer, viel¬
seitig gebildeter Mann aus adeligem Geschlechte, seine Mut¬
ter eine Tochter des Kurmainzischen Hofrats Kasting. Die
Familie gehörte zu den wohlhabendsten und geachtetsten des
Ortes und lebt noch heute in ehrenvollem Andenken fort. Im
ganzen Hause waltete Einfachheit und Ordnung, durchweht
vom Geiste gesunder Frömmigkeit, welcher Einmut und Be¬
hagen über alle seine Bewohner verbreitete.
In einem zahlreichen Geschwisterkreise wuchs der kleine
Melchior bald zu einem lebhaften Knaben heran, der es ver¬
stand, die Liebe seiner ganzen Umgebung so auf sich zu len¬
ken, dass er recht eigentlich als ihr Mittelpunkt galt. Schon
ungewöhnlich früh wurde er zur Ortsschule geschickt und kam
von hier im Alter von sieben Jahren zu dem Vikar Büttner
in Velen, der eine kleine Lehranstalt unterhielt und als Ju¬
genderzieher im besten Buse stand. Die glückliche Fassungs¬
gabe und die so reich angelegte Natur des Knaben erwarben
ihm alsbald die Liehe des neuen Lehrers. Als Melchior jedoch
eines Sonntags in waghalsiger Weise den Schlossturm erstie¬
gen und das darauf befindliche Glockenspiel in Bewegung ge¬
setzt hatte, bat Büttner den Vater um Zurücknahme desselben.
Als diese wirklich erfolgte, entliefs er den Knaben, der ihm
ans Herz gewachsen war, mit seinem besten Segen und der
Prophezeiung, dass wohl einmal etwas Grosses aus ihm wer¬
den könnte, vielleicht aber auch ein grosser Taugenichts.
Nach kurzem Aufenthalte im elterlichen Hause kam Mel¬
chior dann vorübergehend in ein damals bei Münster be¬
stehendes Knabeninstitut und fasste den Entschluss, Soldat zu
werden. Der Gedanke daran erfüllte seine ganze Seele. Tag
und Nacht träumte er von Napoleon, der grolsen Armee,
von Schlachten und Siegen. Die besorgten Eltern sahen das
ungern, und nur mit Widerstreben brachte ihn der Vater im
Jahre 1810 in die Militärschule nach Bonn, welche die frau-
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