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legen, dessen Weg er so gern mit Blumen bepflanzt und von
allen Dornen frei gehalten hätte.
Aber zu einer noch höheren und grösseren Aufgabe war
Diepenbrock bestimmt. Am 15. Januar 1845 wurde er zum
Fürstbischof von Breslau erwählt. Mit schwerem Herzen ver¬
nahm er die Nachricht und konnte bei seiner Demut nur
durch Befehl des Papstes veranlasst werden, die hohe Würde
anzunehmen. Am 8. Juni 1845 empfing er die bischöflichen
Weihen zu Salzburg und reiste kurz darauf nach Berlin, um
in die Hände des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV.,
der ihm bereits mit Beweisen des ehrendsten Vertrauens ent¬
gegengekommen war, den Eid der Treue abzulegen. In Bres¬
lau und der ganzen Diöcese waren inzwischen die katholi¬
schen Bewohner thätig gewesen, den Empfang des so lange
und heiss ersehnten Oberhirten so feierlich und glänzend zu
machen als nur möglich. Am 27. Juli wurde er in der ge¬
nannten Stadt in sein hohes Amt eingeführt. In Bayern aber,
wo Diepenbrock bisher gewirkt, rief die Freude über die Er¬
hebung und der Schmerz über den Verlust des verehrten
Mannes eine Begeisterung hervor, wie sie in ähnlichen Fällen
sich nur selten kundgibt. König Ludwig erhob ihn in den
Freiherrnstand und verlieh ihm den Verdienstorden der baye¬
rischen Krone, die Universität München erteilte ihm die theo¬
logische Doktorwürde, das Domkapitel zu Regensburg ernannte
ihn zu seinem Ehrenmitglieds, und die Stadt Regensburg
machte ihn zu ihrem Ehrenbürger.
Was Diepenbrock als Fürstbischof von Breslau Grosses
geleistet und gewirkt für Kirche und Staat, muls hier uner¬
wähnt bleiben. Es sei nur noch gesagt: Er war ein hellleuch¬
tender Stern am Himmel des deutschen Episkopats. Dieses
bekundet nicht nur die allgemeine Liebe und Verehrung,
deren er sich in seinem beschwerlichen Wirkungskreise er¬
freute, sondern auch die seltene Auszeichnung, welche ihm
von den höchsten Würdenträgern zu teil wurde. König Fried¬
rich Wilhelm IV. würdigte ihn seiner persönlichen Freund¬
schaft und des allerhöchsten Vertrauens, und der Papst Pius
verlieh ihm in Anerkennung seiner hohen Verdienste die
Kardinalswürde. Daher auch die so schmerzliche Bewegung,
welche die Nachricht von dem Hinscheiden des so bedeuten¬
den Mannes in ganz Deutschland hervorrief. Ehre seinem
Andenken!