Aus dem Leben der
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Segringen;" als wenn er wüßte, was ihn retten muß. Der Vogelsteller
erschrak anfänglich, als wenn es hier nicht mit rechten Dingen zuginge;
nachher aber, als er sich erholt hatte, konnte er kauin vor Lachen zu
Atem kommen. Und als er sagte: „Ei, Hansel, hier hätte ich dich
nicht gesucht; wie kommst du in meine Schlinge?" da antwortete
der Hansel: „Par Compagnie.“ Also brachte der Vogelsteller den Star
seinem Herrn wieder und bekaur ein gutes Fanggeld. Der Barbier
aber erwarb sich damit einen guten Zuspruch, denn jeder wollte den
merkwürdigen Hansel sehen; und wer jetzt noch weit und breit in der
Gegend will jur Ader lassen, geht zum Barbier von Segringen.
Merke: So etwas passiert eineni Staren selten; aber schon man¬
cher junge Mensch, der auch lieber herumflankieren, als daheim bleiben
wollte, ist ebenfalls par Compagnie in die Schlinge geraten und
nimmer wieder herausgekommen.
57. Der Yöglein Abschied.
„Wer klappert am Dache, mein Kindlein ? horch, horch!“
„Ade, lieber Bauer!“ so rufet der Storch.
„Nun ade denn, du Dorf und ihr fleifsigen Leut',
ihr Wiesen, ihr Sümpfe, wir scheiden ja heut!
Gott segne das Hüttchen, auf dem wir gewohnt;
er lass’ es von Feuer und Stürmen verschont.
Wenn lauer im Frühling die Lüfte dann wehn,
dann giebt es ein freudiges Wiedersehn.
Ade, ade!“
Vorn Bache noch einmal trinkt Nachtigall schnell.
„Ade, liebe Fluren!“ so singet sie hell;
„ihr habt mich erquicket mit Speise und Trank,
ich hab’s euch gedanket mit schmetterndem Sang.
Nun seid ihr ermüdet, wollt schlafen auch gehn, —
o möget im Lenze ihr wonnig erstehn!
Wir Vöglein, wir können so lange nicht warten;
Gott schirme indessen den schlummernden Garten :
Ade, ade!“
Zum Fenster noch einmal blickt Schwälbchen hinein :