Full text: Deutsche Sprachschule

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Matthias Claudius, 
genannt der „Wandsbecker Bote“, geb. 1740 im Holsteinischen — 
studierte in sena — leble onne Amt in Wandsbeck und gab eine 
Zeitung, den „Wandsbeeser Boten“, heraus — nahm auf Veranlassung 
Herders eine Stelle in Darmstadt an Shehrte aber schon nach Jahres- 
frist nach Wandsbeck zurüci vwurde Revisor der holsteinischen Bank 
und starb 1815 zu Hamburg. Er vwar ein ornenchet Volksschriftsteller 
und Dichter volkstümlicher Lieder. 
Abendlied. 
1. Der Mond ist aufgegangen, 
die goldnen Sternlein prangen 
am hell und klar. 
Der Wald steht schwarz und schweiget, 
und aus den Wiesen steiget 
der weiße Nebel wunderbar. 
2. Wie ist die Welt so stille 
und in der Dämm'rung Hülle 
so traulich und so holdl 
Als eine stille Kamimner, 
wo ihr des Tages Jammer 
verschlafen und vergessen sollt. 
3. Seht ihr den Mond dort stehen? 
Er ist nür halb zu sehen 
und ist doch rund und schön! 
So sind wohl manche Sachen, 
die wir getrost belachen, 
weil unsre Augen sie nicht sehn. 
4. Wir stolzen Menschenkinder 
sind eitel armẽ Sünder 
und wissen gar nicht viel; 
wir spinnen Luftgespinste 
und suchen viele Künste 
und kommen weiter von dem Ziel. 
5. Gott, laß uns dein Heil schauen, 
auf nichts Vergänglich's trauen, 
nicht Eitelkeit uns freun! 
Laß uns einfältig werden 
und vor dir hier auf Erden 
wie Kinder fromm und fröhlich sein. 
6. Wollst endlich sonder Grämen 
aus dieser Welt uns nehmen 
durch einen sanften Tod. 
Und wenn du uns genommen, 
laß uns in Himmel kommen, 
du, unser Herr und unser Gott! 
7. So legt euch denn, ihr Brüder, 
in Gottes Namen nieder; 
kalt ist der Abendhauch. 
Verschon uns, Gotlt, mit Strafen 
und laß uns ruhig schlafen 
und unsern kranken Nachbar auch! 
Johann Gottfried Herder, 
geb. 1744 als Sohn eines Lehrers zu Mohrungen in Ostpreuben — wurde 
beim Diakonus des Ortes Famulus am duren enen russischen 
Militãärarzt nach Königsberg, um Chirurgie zu ssstudieren — vertauschte 
aber dieses Studium bald mit dem der Theologie — wurde zunãchst 
Lehrer, dann auch zugleich Prediger 2u Riga — bereiste Deutschland 
und Frankreich — lernte in Strabburg Goethe Lennen vwaurde nor 
ꝑrediger zu Büũckeburg — folgte wenige Jahre spãter einem Rufe als 
Hofprediger, Generalsuperintendent und Oberonsis torialrat naen Vein, 
verlebte ein Jahr in ltalien und starb 1803 in Veimar Er leibiete Vor 
zügliches als Ubersetzer auslandischer Dichtungen (,Cid“, „Stimmen 
der Völker) und in der Parabel.
	        
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