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Unternehmungen und die Zahl ihrer Fabrikate. Sie gliederte sich
Kohlenzechen und Erzgruben an, Hochöfen und Stahlwerke, Walz-
werke und Maschinenfabriken. Die Firma erwarb reiche Erzfelder
in Spanien und gründete für den Transport nach den heimischen
Hütten eine eigene Reederei. Und damit nicht genug, wurde an
der See eine neue große Werft angelegt, um Schiffe zu erbauen
aus dem selbst erschmolzenen Eisen und sie zu armieren mit den
in eigener Werkstatt gegossenen Kanonen. So geht der Arbeits- und
Fabrikationsprozeß der Firma jetzt von Kohlen und Erz bis zum
fertigen, schlachtbereiten Panzerschiff.
Die Entwicklung geht weiter. Noch ist die Zeit des Eisens
nicht vorbei, der Höhepunkt noch nicht erreicht. Immer höher
klettert die steile Linie der Statistik hinauf, die Erzeugung und
Verbrauch des Eisens anzeigt. Krupp zur Seite steht eine Reihe
von weiteren Riesenunternehmungen. Deutschland, das ehemals
wirtschaftlich und technisch so unbedeutende Deutschland, marschiert
mit den Vereinigten Staaten an der Spitze der Eisen und Stahl
produzierenden Länder und hat sich soeben daran gemacht seinen
ehemaligen Lehrmeister und alten Konkurrenten, England, zu
schlagen. Und wer Herr über das Eisen ist, ist Herr über die Welt.
Das gilt von Männern wie von Völkern.
Freilich lassen sich hie und da, kaum hörbar unter dem lauten
Triumph des Eisens, Stimmen vernehmen: wohin das dann führen
soll, wenn der Verbrauch an Eisen so weiterwächst und die Ein—
geweide der Erde immer tiefer aufgerissen werden um ihre Schätze
zu erschürfen. Wir wissen's nicht. — Wir leben, wir Kinder einer
neuen, eisernen Zeit.
Colin Roß.
72. Die unterirdische Stadt.
Voll fein verteilten Kohlenstaubes ist die Luft. Mit schwärz—
lich grauer Farbe hat er die Fassaden und Dächer der Häuser über⸗
zogen und trübt das helle Blinken der Fenster. Er liegt auf Straßen
und Wegen, auf Bäumen und Sträuchern, auf Blättern und Blüten.
Die Rauchsäulen der Schlote und Essen, die bei der stillen Luft
kerzengerade in die Höhe steigen, tragen einen Himmel von un—
säglich traurigem, stets gleichmäßig schmutzigem Grau. Wir sind
im Kohlenrevier.
Wie bissige Hunde liegen die Kohlenzechen über ihrem unter—
irdischen Besitze. Man merkt sie sind hier die Herren. Trotzig ragen
Lesebuch für die Münchener Vollsschulen. 8. Schuljahr. Knaben. 2
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