Full text: Mittelstufe, Oberabteilung, (3. Klasse der Berliner Gemeindeschule) (Teil 3, [Schülerband])

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gnügte sich jedoch nicht damit, das Land den Slaven entrissen zu 
haben, sondern erstrebte als vornehmstes Ziel, dieses bisher heidnische 
Gebiet in ein deutsches und christliches zu verwandeln. Von den 
Wenden drohte ihm keine Gefahr mehr; denn durch die langen, ver— 
wüstenden Kriege waren sie in ihrer Kraft gebrochen und mutlos ge— 
worden, da sie einsahen, daß die Götter, die sie verehrten, ihnen nicht 
zum Siege verhelfen konnten. Viele traten daher freiwillig zum 
christlichn Glauben über und nahmen damit auch deutsche Sitten 
an. A dem Marienberge bei Brandenburg erhob sich jetzt an 
Stelle es beidnischen Triglafftempels die christliche Marienkirche. 
Diejen en Menden aber, welche an den Gebräuchen ihrer Väter 
festhielten, md darum die Härte der Christen zu fürchten hatten, 
versteckten seh in den dichten Wäldern und menschenleeren Einöden 
und führten ein kümmerliches und elendes Leben. 
Einst zog der fromme Bischof Otto von Bamberg durch die 
Havelgegenden nach Pommern, um dort das Christentum zu predigen. 
Da kam er in einen ungeheuren Wald und endlich an einen See, 
wo er in einsamer Gegend einen wendischen Fischer fand. Derselbe 
hatte sich vor den Verfolgungen der Christen in diese Einöde ge— 
flüchtet und seine Hütte auf einer Insel erbaut. Sieben Jahre lebte 
er hier bereits mit den Seinen ohne Salz und Brot; denn er hatte 
sich aus dem sicheren Verstecke nicht herausgewagt. Jetzt war er froh, 
für seinen Überfluß an Fischen einen Salzvorrat eintauschen zu können. 
Markgraf Albrecht verstand es, die Wunden des verödeten und 
entvölkerten Wendenlandes zu heilen. Er rief Ansiedler aus Sachsen, 
vom Nheine, ja aus Holland herbei. Diese erhielten Land und rich— 
teten sich nach deutscher Weise ein. Sie lichteten die Wälder, ver— 
wandelten d:e Sandheiden in Gärten, entwässerten die Sümpfe, 
dämmten die Flüsse ein und baueten Dörfer und Städte. Aus ihrer 
alten Heimat brachten sie auch neue Gewächse mit, wie den Krapp, 
den Hopfen, die Weinrebe und ändere Pflanzen, deren Anbau man 
bisher in der Mark nicht gekannt hatte. Mit dem Landmanne 
wanderten auch deutsche Handwerker und Kaufleute ein und siedelten 
sich an. Handel und Gewerbe blühten auf. Zahlreiche Kirchen ent— 
standen, und das Volk wurde im Christentum unterwiesen. 
Was Albrecht begonnen, setzten seine Nachfolger, die Markgrafen 
aus dem anhaltinischen Hause, fort. Seitdem ist Brandenburg ein 
deutsches und christliches Land geblieben bis auf den heutigen Tag. 
Nur im Spreewalde wohnen noch Nachkommen der alten Wenden. 
Schmidt und Schillmann. IUI. 1
	        
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