Full text: Mittelstufe, Oberabteilung, (3. Klasse der Berliner Gemeindeschule) (Teil 3, [Schülerband])

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Sie sind Christen geworden, reden jedoch meist wendisch und haben 
auch manche alte Sitte bewahrt. 
Nach Rich. Schillmann. 
153. Die Gründung des Klosters Lehnin. 
Sage. 
Eines Tages jagte der Markgraf Otto, Albrechts des Bären 
Sohn, mit seinem Gefolge in den waldigen Gründen der Zauche)). 
Ermũdet liess er sich unter einer Eiche nieder, um von der An— 
strengung auszuruhen, vährend die Genossen im Jagdeifer sich 
weiter entfernten. Da verfiel er in einen Schlaf, welcher durch 
einen schweren Traum beunruhigt wurde. Es kam ihm vor, als 
ginge ihm ein wütendes Elentier zu Leibe. Erst nach furcht- 
barem Kampfe gelang es ihm, das schreckliche Tier zu töten. 
Als er endlich von diesem Traume erwacht war, erzählte er 
ihn den herbeigekommenen Gefährten. Ihre Meinung über die 
Bedeutung desselben war verschieden. Die einen deuteten ihn 
auf Kriegsgefahr und rieten eine feste Burg zu bauen; die 
andern dachten an das Heidentum, welches in diesen Wäldern 
noch unter den Wenden herrschte und meinten, es mülste ein 
Kloster gebaut werden. Darauf erwiderte der Markgraf: „Eine 
Burg will ich an diesem Orte gründen, von welcher die teuf—- 
lischen Feinde durch dieé Gebete frommer Männer weit fortge— 
scheucht werden sollen, und in welcher ich mit Ruhe den jüngsten 
Tag erwarten werde.“ 
Sogleich schickte er Boten nach dem Kloster Sittichenbach 
bei Pisleben mit der Bitté, dass von dort Mönche kommen 
möchten, um auf jener Stelle ein Kloster zu gründen, welches 
mit Besitzungen reich ausgestattet werden sollte. Eine Anzahl 
Klosterbrüũder folgte dem Rufe, und hielt unter Führung des 
Abtes?) Sibold den Einzug in die damals wenig lockenden Wald- 
und Seelandschaften der Zauche. Fürs erste war wohbl durch 
die Sorge des Markgrafen notdürftig hergestellt worden, was sie 
an Baulichkeiten zu ihrem Unterkommen nötig hatten. Erst als 
sie im Besitze der ihnen zugewiesenen Ländereien waren, legten 
sie selbst Hand an, sich das neue Heim nach Gefallen zu gestalten. 
) Landschaft sũdlich von der Havel. 
) Abt nennt man den Vorsteher eines Mönchsklosters.
	        
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