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ginge und es den Räten des Bischofs gebe. Das geschah. Diese
redeten nun mit dem Bischofe und rieten ihm, daß er den Mark
grafen losließe und ihm eine Frist von vier Wochen stellte, nach
welcher er wiederkommen oder viertausend Mark (d. h. Pfund Silber)
zahlen sollte.
Der Markgraf nahm das an, ritt in sein Land und hielt mit
seinen Mannen Rat. Die wußten freilich keinen andern, als daß er
die silbernen Gefäße aus den Kirchen des Landes nehme und wenn
es nicht hinreicht? bei den Städten borgte, bis die Summe der vier—
tausend Mark vꝛl wäre. Da sprach der von Buch: „Der Rat ist
nicht schlecht, aber ich weiß einen bessern. Wenn Ihr mich bei meinem
Rechie lasset, so will ich ihn sagen.“ Da gelobte der Markgraf,
ihn in den Besitz seiner Güter wieder einzusetzen und ihm nimmermehr
Unrecht zu thun. Nachdem das geschehen war, führte von Buch den
Markgrafen und seinen Bruder nach Tangermünde in die Rüstkammer,
zeigte ihm einen großen eisenbeschlagenen Kasten voll Gold und Silber
und sprach: „Dies Geld hat Euer Vater hinterlassen, damit löst Euch
ab. Das Geld hatte er mir anvertraut, Euch aber gerade deshalb
befohlen, daß Ihr immer nach meinem Rate thun solltet. Nun seid
Ihr aber gegen meinen Rat gegen Magdeburg gezogen.“
Otto nahm so viel Geld, als der Bischof verlangt hatte, bezahlte
es und fragte: „Herr Bischof, bin ich nun los?“ Der antwortete:
„Ja!“ Da sprach Otto: „Ihr versteht keinen Markgrafen abzu—
schätzen. Ihr hättet mich sollen auf mein Roß setzen lassen mit hoch—
gehobener Lanze und so viel Gold und Silber von mir verlangen,
als nötig gewesen wäre, mich ganz zu bedecken. Dann hättet Ihr
mich richtig geschätzt!“ Damit ritt er von dannen.
Aber nicht lange darauf bekriegte er den Bischof aufs neue.
Mit einem starken Heere zog er über die Elbe gen Staßfurt. Da
entbot der Bischof seine Bürger vor das Rathaus und bat reiche
wie arme, daß sie ihm mit aller Macht hülfen das Land beschützen.
Da entschlossen sich die Magdeburger schnell und ließen die Glocken
läuten. Die reichen Bürger kamen mit gepanzerten Rossen, die minder
reichen mit starken Pferden und Waffen, die ärmeren mit Keulen,
Schwertern und Spießen; jeder nahm, was er eben bei der Hand hatte.
So zogen sie aus mit großer Macht, mit Wagen und Rossen, arm
und reich, entsetzten das Schloß, welches Otto eben belagerte, und
legten sich hinein. Da schritt der Markgraf zum Sturme, aber die in
dem Schlosse waren, wehrten sich männlich. Ein Pfeil fuhr ihm durch