Full text: Mittelstufe, Oberabteilung, (3. Klasse der Berliner Gemeindeschule) (Teil 3, [Schülerband])

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verflossen, so zog ein ganzer Schwarm Ameisen zur Decke hinauf und 
gerade auf die Schnur zu. An dieser krochen sie weiter bis in das 
Geschirr und fingen wieder an zu fressen. Dies setzten sie so lange 
fort, als noch etwas vom Sirup da war. Einige liefen am Stricke 
hinauf und andere herunter, und dies währte den ganzen Tag. 
Ein Gärtner hatte einen Kirschbaum, auf welchem die Ameisen 
gern schmausten. Um sie abzuhalten, beschmierte er den Baum mit 
Tabaksschmirgel. Die, welche nun hinauf wollten, kehrten sofort um; 
einige die noch oben waren, wagten nicht, den übelriechenden Ring 
zu überschreiten. Sie ließen sich von einem Aste gleich auf die Erde 
herunter. Nach einiger Zeit aber marschierten ganze Scharen von 
Ameisen am Baume hinauf; sie trugen Erde, bedeckten den Tabaks— 
schmirgel und stellten bald eine sichere und gepflasterte Straße her, 
auf welcher sie gefahrlos zu den Kirschen gelangten. 
Aber nicht nur Klugheit, auch Friedlichkeit und gegenseitige liebe— 
volle Hilfe kannst du unter den Ameisen beobachten. Da trägt einer 
sogar seinen Kameraden auf dem Rücken; wahrscheinlich ist derselbe 
krank. Hier will eine ein Spänchen davon tragen. Wird sie es 
fortbringen? Es will nicht gehen. Da eilen schon zwei andere her— 
bei, um zu helfen. Neue Anstrengungen werden gemacht. Noch immer 
will es nicht gehen. Doch die Helfer sind klug; sie wissen den Span 
zu zerteilen und schleppen nun die einzelnen Teilchen leicht fort. 
Rührend ist die Fürsorge, welche die Ameisen ihrer Brut angedeihen 
lassen. Ihre Puppen tragen sie gar sorgfältig in das Nest, wenn Ge— 
fahr droht. Ist dieselbe vorbei, tragen sie die Puppen wieder an die 
Sonne. Wenn die junge Ameise aus dem Puppenkleide herauskriecht, 
so helfen ihr die andern; sie beißen in die Hülle hinein, bis sie 
völlig platzt. Aber die kleine Ameisenstadt muß auch gehütet und 
verteidigt werden; und dafür sind Soldaten da. Das sind be— 
sonders kräftige, mit Stacheln versehene Ameisen. Sie müssen vor 
allen Dingen Wache stehen. Stechen wir mit dem Finger eine kleine 
Offnung in das Nest, so kommt gleich der wachhabende Soldat und 
sieht, was vorgegangen ist. Er meldet es den andern; die erscheinen 
nun sogleich in Menge, um sich zu verteidigen oder um die Puppen 
tiefer einzugraben. 
So erweisen sich unsere Ameisen als ein Muster des Fleißes 
und der Thätigkeit. Darum merke die Worte: „Du Fauler, gehe 
hin zur Ameise und lerne von ihr!“ 
Vi 
3.
	        
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