Full text: [Teil 5, [Schülerband]] (Teil 5, [Schülerband])

4 Die Frau nur dringender forscht und fragt, 
mit Schmeicheln ihn und Hadern plagt, 
mit süßem und mit bitterm Wort; 
sie fragt und Plagt ihn fort und fort: 
„Was bringt die Sonne nicht an den Ta 
5. „Nein, nimmermehr!" — „Dn sagst es mir noch!" 
„Ich sag' es nicht!" — „Du sagst es mir doch!" 
Da ward zuletzt er müd' und schwach 
und gab der Ungestümen nach. 
Die Sonne bringt es an den Tag. 
6. „Auf der Wanderschaft — 's sind zwanzig Jahr — 
da traf es sich einst gar sonderbar, 
ich hatt' nicht Geld, nicht Ranzen, noch Schuh', 
war durstig, hungrig und zornig dazu. 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag. 
7. Da kam mir just ein Jud' in die Quer', 
ringsum war's still und menschenleer. 
„Du hilfst mir, Hund, aus meiner Not; 
den Beutel her! sonst schlag' ich dich tot!" 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag. 
8. Und er: „Vergieße nicht mein Blut! 
Acht Pfennige sind mein ganzes Gut!" 
Ich glaubt' ihm nicht und fiel ihn an; 
es war ein alter, schwacher Mann. 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag! 
9. So rücklings lag er blutend da, 
sein brechendes Aug' in die Sonne sah; 
noch hob er zuckend die Hand empor, 
noch schrie er röchelnd mir ins Ohr: 
„Die Sonne bringt es an den Tag!" 
10. Ich macht' ihn schnell noch vollends stumm 
und kehrt' ihm die Taschen um und um. 
Acht Pfennige war sein ganzes Geld; 
ich scharrt' ihn ein auf selbigem Feld. 
Die Sonne bringt's nicht an den Tag!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.