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11. Dann zog ich weiter und weiter hinaus,
kam hier ins Land, bin jetzt zu Haus.
Du weißt nun meine Heimlichkeit,
so hatte den Mund und sei gescheit!
Die Sonne b r i n g t' s nicht a n den Tag!
12. Wenn aber sie so flimmernd scheint,
ich merk' es wohl, was sie da meint,
wie sie sich müht und sich erbost;
du, schau nicht hin und sei getrost!
Sie bringt es doch nicht an den Tag!"
13. So hatte die Sonn' eine Zunge nun;
der Frauen Zungen ja nimmer ruhn.
„Gevatterin, um Jesus Christ,
laßt Euch nicht merken, was Ihr nun wißt."
Der Gevatterin erzählt sie leis,
was von des Mannes Tat sie weiß.
Nun bringt's die Sonne an den Tag!
14. Die Raben ziehen krächzend zumal
nach dem Hochgericht, zu halten ihr Mahl.
Wen flechten sie auf's Rad zur Stund?
Was hat er getan? Wie ward es kund?
Die Sonne bracht' es an den Tag!
35. Liebet eure Feinde.
Friedrich Ahlfeld.
In den blutigen Verfolgungen, die Philipp II. von Spanien
über die Evangelischen in den Niederlanden verhängte, jagten zwei
Häscher des Königs einem armen Manne nach. Er floh auf das Eis.
Eine kleine Strecke vor ihm wollte ein weiter Riß ihm den Weg
versperren. Doch er sprang glücklich darüber. Sein erster Verfolger
aber stürzte hinein und schwebte zwischen Tod und Leben. Da
kehrte der Verfolgte um und zog seinen eigenen Häscher heraus, damit
er tatsächlich das Wort erfüllte: „Liebet eure Feinde, segnet, die euch
fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch
beleidigen und verfolgen!"