Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband])

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Halse, und er blieb tot auf dem Platze. Der Swinegel aber nahm sein 
gewonnenes Goldstück und die Flasche Branntwein, rief seine Frau aus 
der Furche ab, und beide gingen vergnügt nach Hause, und wenn sie icht 
gestorben sind, leben sie noch. — 
3. So begab es sich, daß auf der Buxtehuder Heide der Swinegel 
den Hasen zu Tode gelaufen hat, und seit jener Zeit hat es sich kein 
Hase wieder einfallen lassen, mit dem Buxtehuder Swinegel um die Wette 
zu laufen. 
Die Lehre aber aus dieser Geschichte ist erstens, daß keiner, und wenn 
er sich auch noch so vornehm dünkt, sich soll beikommen lassen, über den 
geringen Mann sich lustig zu machen, und wäre es auch nur ein Swin— 
egel. Und zweitens, daß es geraten ist, wenn einer freiet, daß er sich 
eine Frau aus seinem Stande nimmt, die just so aussieht wie er selbst. 
Wer also ein Swinegel ist, der muß darauf sehen, daß seine Frau auch 
ein Swinegel sei. 
233. Sommerfäden. 
Hermann Wagner. 
1. Die kleinen Spinnen haben den ganzen Sommer hindurch auf 
der Wiese gewohnt. Sie haben viele pon den schlimmen Mücken gefangen, 
die Gesicht und Hände der Kinder zerstachen. Im Winter wird die Wiese 
vom Flusse überschwemmt, und was von kleinem Getier nicht im Wasser 
zu leben vermag, muß ertrinken. 
Der kleinen Spinne ergeht's am Ende des Sommers gerade wie den 
Zugvögeln; die Reiselust überkommt sie. Zu Fuß würde sie aber nimmer 
weit kommen; schon am nächsten Wassergraben müßte sie Halt machen. 
Die kleine Spinne weiß sich aber trefflich zu helfen. Sie achtet auf 
Wetter und Wind wie ein erfahrener Schiffsführer. — „Heute ist schöner 
Sonnenschein,“ meint sie, „heute ist günstiger Wind, nicht zu-schwach und 
nicht zu stark, jetzt kann die Reise angehen.“ 
2Sie klettert flink hinauf auf den Erlenbusch und steigt bis um 
äußersten Ende eines Zweiges. Dort stellt sie sich auf den Kopf und 
streckt den Leib mit den Spinnwarzen in die Höhe. Sie spinnt einen 
langen Faden, läßt ihn im Winde dahintreiben, lang und immer länger. 
Der Wind trägt den Faden und zieht gewaltig dran. Jetzt kann ihn die 
Spinne nicht mehr halten; sie läßt mit den Füßen den Zweig los und 
segelt mit dem Faden davon wie ein Luftschiffer in seinem Ballon. Auf 
dem fliegenden Faden in der Luft spaziert sie hin und her nach Belieben; 
— er ist ihr Schiffchen. Der Faden steigt höher und fliegt weiter über 
die Wassergräben der Wiesen und über den Fluß, über die Büsche und 
Bäume, über die Häuser der Stadt, ja selbst über den Kirchturm. Die 
Kinder sehen das Luftschiffchen der Spinne ziehen und rufen: „Sieh, sieh, 
welch langer Sommerfaden!“ 
3. Endlich ist es der Spinne weit genug. Sie will Halt machen.
	        
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