Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband])

200 
während seine Frau die Kinder wüsche und anzöge, ein bißchen im Felde 
spazieren und dabei sich umsehen, wie seine Steckrüben stünden. Die Sieck— 
rüben waren das nächste bei— feinem 
Hause, und er pflegte mit seiner Familie 
davon zu essen; deshalb sah er sie denn 
auch als die seinigen an. Der Swinegel 
machte die Haustür hinter sich zu und 
schlug den Weg nach dem Felde ein. 
Er war noch nicht sehr weit vom 
Hause und wollte just um den Schlehen⸗ 
busch, der da vor dem Felde steht, hinaus— 
schlendern, als ihm der Hase begegnete, der 
in ähnlichen Geschäften ausgegangen war, 
nämlich, um seinen Kohl zu besehen. Als der Swinegel des Hasen an— 
sichtig wurde, bot er ihm einen freundlichen „Guten Morgen“. Der Hase 
aber, der nach seiner Weise ein vornehmer Herr war und grausam hoch— 
fahrig dazu, antwortete nichts auf des Swinegels Gruß, sondern sagte zu 
ihm, wobei er eine gewaltig höhnische Miene annahm: „Wie kommt 6 
denn, daß du schon bei so frühem Morgen im Felde herumläufst?“ „Ich 
gehe spazieren,“ sagte Swinegel. „Spazierene lachte der Hase, „mich 
dünkt, du könntest deine Beine auch wohl Zu bessern Dingen gebrauchen.“ 
Diese Antwort verdroß den Swinegel über alle Maßen, denn alles kann 
er vertragen, aber auf seine Beine läßt er nichts kommen, eben weil sie 
von Natur schief sind. „Du bildest dir wohl ein,“ sagte nun der Swin— 
egel, „daß du mit deinen Beinen mehr ausrichten kannst?“ „Das denk' 
ich,“ sagte der Hase. „Nun, es käme auf einen Versuch an,“ meinte der 
Swinegel, „ich wette, wenn wir zusammen laufen, ich laufe dir vorbei.“ 
„Das ist zum Lachen, du mit deinen schiefen Beinen!“ sagte der Hase, 
„aber meinekwegen mag es sein, wenn du so übergroße Lust hast. Was 
gilt die Wette?“ „Ein Goldstück und eine Flasche Schnaps,“ sagte der 
Swinegel. „Angenommen,“ sprach der Hase, „schlag ein, und dann kann's 
gleich losgehen.“ „Nein, so große Eile hat es nicht,“ meinte der Swinegel, 
„ich bin noch ganz nüchtern; erst will ich nach Hause gehen und ein bißchen 
frühstücken. In einer halben Stunde bin ich auf dem Platze.“ Darauf 
ging der Swinegel, denn der Hase war es zufrieden 
2. Unterwegs dachte der Swinegel bei sich: „Der Hase verläßt sich 
auf seine langen Beine, aber ich will ihn schon kriegen. Er dünkt sich 
zwar ein vornehmer Herr zu sein, ist aber doch ein dummer Kerl, und 
bezahlen muß er doch.“ As nun der Swinegel zu Hause ankam, sagte er 
zu seiner Frau: „Frau, zieh dich eilig an; du Feld hinaus.“ 
„Was gibt es denn?“ sagte die Frau. „Ich habe mit dem Hasen um ein 
Goldstück und eine Flasche Schnaps gewettet. ich will mit ihm um die 
Wette laufen, und da sollst du dabei sein.“ „O mein Gott, Mann!“ 
schrie Swinegels Frau, „bist du nicht klug, hast du den Verstand ver—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.