Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband])

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loren? Wie kannst du mit dem Hasen um die Wette laufen wollen?“ 
„Halt das Maul, Weibl sagte der Swinegel, „das ist meine Sache. 
Räsonniere nicht in Männergeschäfte! Marsch, zieh dich an und dann 
komm mit!“ Was sollte des Swinegels Frau machen? Sie mußte wohl 
folgen, sie mochte wollen oder nicht. 
Als sie nun miteinander unterwegs waren, sprach der Swinegel zu 
seiner Frau also: „Nun paß auf, was ich dir sagen werde. Sieh, auf 
dem langen Acker dort wollen wir unsern Wettlauf machen. Der Hase 
läuft nämlich in der einen Furche und ich in der andern, und von oben 
fangen wir an zu laufen. Nun hast du weiter nichts zu tun, als du 
stellst dich hier unten in die Furche, und wenn der Hase auf der andern 
Seite ankommt, rufst du ihm entgegen: „Ich bin schon da!“ 
Damit waren sie beim Acker angelangt, der Swinegel wies seiner 
Frau ihren Platz an und ging nun den Acker hinauf. Als er oben an— 
kam, war der Hase schon da. ‚Kann es losgehen?“ fragte der Hase. 
„Ja wohl,“ erwiderte der Swinegel. „Dann nur zu!“ Und damit stellte 
sich jeder in seine Furche. Der Hase zählte: „Eins, zwei, drei!“ und los 
ging es wie der Sturmwind den Acker hinunter. Der Swinegel aber lief 
nur ungefähr drei Schritte, dann duckte er sich nieder in die Furche und 
blieb ruhig sitzen. 
Als nun der Hase in vollem Laufe unten ankam, rief ihm des Swin— 
egels Frau entgegen: „Ich bin schon da!“ Der Hase stutzte und ver— 
wunderte sich nicht wenig. Er meinte nicht anders, als es wäre der 
Swinegel selbst, der ihm das zuriefe; denn bekanntlich sieht des Swinegels 
Frau gerade so aus wie ihr Mann. 
Der Hase aber meinte: ‚Das geht nicht mit rechten Dingen zu.“ 
Er rief: „Noch einmal gelaufen, wieder herum!“ Und fort ging es wieder 
wie der Sturmwind, so daß ihm die Ohren am Kopfe flogen. Des Swin— 
egels Frau aber blieb ruhig auf dem Platze. Als nun der Hase oben 
ankam, rief ihm der Swinegel entgegen: „Ich bin schon da!“ Der Hase 
aber, ganz außer sich vor Eifer, 
schrie: „Nochmal gelaufen, 
wieder herum!“ „Mir recht,“ 
antwortete der Swinegel, 
„meinetwegen so oft, als du 
Lust hast.“ So lief der Hase 
dreiundsiebzigmal, und der 
Swinegel hielt es immer mit 
ihm aus. Jedesmal, wenn 
der Hase unten und oben an— 
kam, sagte der Swinegel oder 
seine Frau: „Ich bin schon da!“ 
Zum vierundsiebzigsten Male aber kam der Hase nicht mehr zu Ende 
WMitten auf dem Felde stürzte er zur Erde, das Blut floß ihm aus dem
	        
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