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Die evangelischen Christen der Rheinprovinz
schließen sich zur Provinzialgemeinde zusammen, an deren
Spitze der General-Superintendent in Coblenz steht. Die
Provinzialgemeinde gliedert sich in die Kreisgemeinden, die
aus den einzelnen Pfarrgemeinden sich zusammensetzen,
und an deren Spitze Superintendenten stehen. Diesen zur
Seite steht die Kreissynode, die sich aus den Pfarrern und
je einem Mitgliede des Presbyteriums der Pfarrgemeinden
zusammensetzt. Neben dem General-Superintendenten steht
die Provinzialsynode. Sie besteht aus den Superintenden¬
ten und je zwei Mitgliedern jeder Kreissynode und tritt in
der Regel alle drei Jahre einmal zusammen. Die Provin¬
zialsynode untersteht dem Konsistorium in Coblenz, dessen
Spitze der Oberpräsident bildet.
Das Gesundheitswesen ist in der Rheinprovinz
wohlgeordnet. Im Jahre 1912 zählte man 3535 Ärzte, 321
Zahnärzte und 663 Apotheken. Auf einen Arzt kommen
mithin 2270 Einwohner gegen etwa 5000 im Jahre 1840.
Unter den bildenden Künsten entwickelten sich
im Rheinlande im letzten Jahrhundert besonders Baukunst
und Malerei, Erstere tritt uns am deutlichsten im Ausbau
des Cölner Domes, letztere in der Entwicklung der Düssel¬
dorfer Malerakademie entgegen.
Der Bau des Cölner Domes hatte seit 1560 voll¬
ständig geruht. Der immer mehr in Trümmer sich ver¬
wandelnde Bau ist in dieser Zeit der Zersplitterung des
Deutschen Reiches, die herbeigeführt wurde durch die wach¬
sende Zwietracht, ein Sinnbild der Geschichte des deutschen
Vaterlandes. Zur Zeit der Revolutionskriege wurde der
Dom, ebenso wie der in Trier, ein Heumagazin der Fran¬
zosen; das bleierne Kirchendach und viele bronzene Grab¬
denkmäler schmelzte man zu Kriegszwecken ein. Napoleon
hatte für die Domtrümmer nur einen flüchtigen Blick der
Bewunderung, für den Auf- und Weiterbau aber keine
Mittel.
Deutschlands Zersplitterung hatte den Bau in Trümmer
sinken lassen, Deutschlands Einheit erhob ihn aus den
Trümmern und setzte sich in der Vollendung des Kunst¬
tempels ein hervorragendes Denkmal. Die Freiheitskriege
weckten das deutsche Nationalbewußtsein wieder. Männer
wie Forster, J. v. Görres und die Brüder Boissiree wiesen
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