Full text: Lebensbilder aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges (Teil 2)

I. Aus dem Leben der allen 
Deutschen und ihren kämpfen mit den Römern. 
§ i. 
Aus dem Leben der alten Deutschen. 
Als die Römer unser Vaterland kennen lernten, war Deutsch- 
l a n d noch ein rauhes und unwirtbares Land, von unermeßlichen 
Wäldern und ausgedehnten Sümpfen bedeckt. . Im tausendjährigen 
Urwald hausten Ur und Elch, Wolf und Bär und zahlreiches Wild; 
ans den uralten Bäumen nisteten Adler und ihre schwächeren Raub- 
genossen. Ströme und Flüsse waren reich an Fischen aller Art; 
an ihren Ufern baute der Biber seine kunstvolle Wohnung. 
Menschenhände hatten noch wenig getan, die Fluren wohnlich 
zu machen. Daher konnten edle Früchte damals noch nicht gedeihen. 
Das Land brachte Roggen, Hafer, Gerste und Lein hervor; in den 
Gärten gedieh der Spargel und der Rettich; der Wald bot Holzäpfel, 
Wurzeln, Beeren und den Honig der zahlreichen Bienenschwärme. 
Grasreich waren die Weiden; auf ihnen tummelten sich Rinder und 
Pferde, die, wenn auch klein und unansehnlich, doch stark und aus- 
dauernd waren. Auch Ziegen, Schafe und Schweine wurden gezüchtet. 
Die Bewohner zerfielen in eine große Anzahl von Stäm- 
men. Sie wurden von den Römern Germanen, d. h. Nach- 
barn, genannt. Sie waren ein kräftiger Menschenschlag und zeich- 
neten sich durch ihren hohen Wuchs und ihre große Körperkraft 
aus. Leicht ertrugen sie Kälte und Hunger, aber nicht Hitze und 
Durst. Das gelb-rötliche Haar, das der freie Mann unverkürzt 
trug, bcts blaue, unter buschigen Brauen trotzig und feurig blickende 
Auge unterschied sie von anderen Völkern. 
Die Lebensweise war sehr einfach. Zur Nahrung dienten 
Wild, Fische, Haferbrei und Gemüse; Beeren und Früchte des Waldes 
bildeten die Zukost. Den Durst stillte man mit Milch und Met, 
den man aus Gerste und Honig bereitete. Die Kleidung bestand 
hauptsächlich aus Leinen und Tierfellen, die man wie Mäntel über- 
warf. Armringe und Haarreife bildeten den Schmuck. Die H ä u s e r 
lagen meist einzeln auf einem Weideplatz oder in einer Waldlichtung. 
Stenzler-Ltndner, Lehr- und Lesebuch der Geschichte Ii. 1
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.