Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 2)

Friedrich der Große. 
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Österreich und Anerkennung damit auch einer ebenbürtigen Stellung Preußens 
im Reiche." (Lamprecht.) *) 
V. Preußens Grohmachtftellung. 
Nach Beendigung der Kämpfe um den Besitz Schlesiens wußte 
die Staatskunst Friedrichs des Großen die schwer errungene Gro߬ 
machtstellung Preußens zu sichern und zu verstärken. 
1. Gegen die ständige Bedrohung seines Staates durch das noch immer 
unversöhnte Österreich gewann er durch ein Bündnis mit Rußland einen 
schützenden Rückhalt. 
a. Da Österreich seine freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich auch 
nach dem Hubertusburger Frieden festhielt, ergab sich für Friedrich in An¬ 
betracht der Unzuverlässigkeit der englischen Bundesgenossenschaft die Not¬ 
wendigkeit, in Rußland einen Garanten seiner Machtstellung zu suchen. 
b. Katharina II. aber bedurfte für die Verwirklichung ihrer Eroberungs¬ 
pläne in Polen und in der Türkei ebenfalls eines starken Bundesgenossen, 
und da es ihr nicht gelang, ein Einverständnis mit Österreich oder Frankreich 
zu erzielen, wurde eine Verständigung mit Preußen durch ihr eigenes Inter¬ 
esse geboten. 
6. Die Veranlassung zum Abschlüsse eines russisch-preußischen Bündnisses 
wurde 1763 durch die Erledigung des polnischen Thrones gegeben. 
Rußland wollte die Wahl eines Günstlings Katharinas (Poniatowskis) durch¬ 
setzen, die ihm die Erhaltung der alten polnischen Anarchie zu gewährleisten 
schien. Da nun Katharina die Gegnerschaft Österreichs und Frankreichs be¬ 
fürchtete, schloß sie (14. April 1764) ein Bündnis mit Preußen ab, in 
welchem sich beide Mächte ihren Besitzstand gewährleisteten und sich für den 
Kriegsfall Truppenhilfe oder Subsidienzahlung versprachen. Friedrich ver¬ 
pflichtete sich außerdem, die Wahl Poniatowskis zu begünstigen. 
d. Friedrich hatte somit die gewünschte Garantie seines schlesischen Be¬ 
sitzes durch Rußland erlangt und hielt für die Zukunft, alle Versuche Öster¬ 
reichs und Frankreichs, ihn von Rußland zu trennen, abweisend, an dem 
russischen Bündnis fest. (1769 wurde das Bündnis erneuert und bis 
1788 verlängert.) 
2. Die nach dem Regierungsantritte Josephs II. beiderseits erstrebte 
Annäherung Österreichs und Preußens führte zu keinem festen Ergebnis. 
a. Hatte sich Maria Theresias Haß gegen Friedrich schon durch den 
versöhnenden Einfluß ihres Gemahls zu mildern begonnen, so begünstigte die 
begeisterte Verehrung, die Joseph II. dem großen Gegner zollte, eine 
Versöhnung der feindlichen Mächte noch mehr. 
b. Beide Staaten sahen sich durch das unersättliche Umsichgreifen 
Rußlands bedroht, und Friedrich dem Großen erschien das Übergewicht seines 
Bundesgenossen schon längst bedenklich. 
c. Trotzdem führte die zweimalige Zusammenkunft des Königs mit 
Joseph II. (in Neiße und in Mährisch-Neustadt) zu keinem positiven Ergebnis, 
weil sich vor allem die Gegensätze der beiden deutschen Staaten in 
ihrem Verhältnis zum Reich nicht beseitigen ließen. 
x) Genaueres über den Verlauf des Siebenjährigen Krieges bei Koser a. a. O. II. Bd. 
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