eingeschüchterte Parlament die Krone anbot, wagte er es nicht, sie anzunehmen. Die Zahl
seiner Feinde wuchs, wiederholte Verschwörungen und Mordpläne gegen sein Leben er-
füllten ihn mit ängstlicher Furcht, und eine überhand nehmende Schwermut verdüsterte
seine letzten Tage. Er starb 1658. Sein Sohn Richard Cromwell erbte die väterliche
Würde. Dieser liebte jedoch den Genuß des Lebens mehr als Anstrengung und Gefahr
und dankte schon nach acht Wochen ab. Im Lande war man der Militärherrschaft über-
drüssig, und das Heer selber war uneinig. Da rückte der alte General Monk, der ehr-
geizige'Statthalter von Schottland, in England ein, stürzte die Militärherrschaft und
bildete in London ein königlich gesinntes Parlament. Dieses beschloß die Wiederher-
stelluug des Königtums der Stuarts, und der entflohene König Karl II. kehrte nach
England zurück.
Die beiden letzten Könige aus dem Hause Stuart. Karl II. (1660—85) war
leider nicht der Mann, ein unruhiges Volk zu regieren. Sein leichtfertiger Lebens-
wandel, seine Genußsucht und Verschwendung brachten ihn bald um die Zuneigung seiner
Untertanen, zudem strebte er wie alle Stuarts nach unumschränkter Herrschaft und war
auch dem Katholizismus nicht abgeneigt. Es begannen heftige parlamentarische Kämpfe,
und es bildeten sich zwei Adelsparteien: die konservativen Tories, die Verstärkung
der königlichen Macht wünschten, und die liberalen Whigs, die sich auf die Verfassung
des Reichs nach der Magna charta stützten. Um die Katholikenfurcht dem Volke
zu nehmen, setzte im Jahre 1673 das Parlament in der Te stakte die Ausschließung
der Katholiken von allen öffentlichen Ämtern durch; auch wurde die persönliche Freiheit
durch die Habeas - Corpus - Akte, die die Untertanen gegen willkürliche Verhaftung
schützte, gesichert. Nachdem Karl noch auf dem Sterbebette katholisch geworden war, folgte
ihm trotz des Widerspruchs des Parlaments sein katholischer Bruder.
Jakob II. (1685—1688). Dieser versuchte auf alle Weise den Katholizismus in
England wieder herzustellen. Als ihm ein Thronfolger geboren wurde und somit die
Fortdauer der katholischen Dynastie gewährleistet schien, riefen im Jahre 1688 die Whigs
und auch ein großer Teil der Tories den Statthalter von Holland, Wilhelm von
Oranien, den Schwiegersohn des Königs, zum Schutz ihrer Religion und Verfassung
herbei. Als Wilhelm landete, gingen die englischen Truppen zu ihm über, Jakob II.
floh nach Frankreich zu Ludwig XIV., und das Parlament erhob Jakobs Tochter, Maria,
nebst ihrem Gemahl Wilhelm III. auf den Thron, nachdem beide durch „die Er-
klärung der Rechte" die verfassungsmäßigen Freiheiten ihrer Untertanen anerkannt
hatten. Auf Wilhelm III. (1689—1702) folgte seine Schwägerin Anna (1702—14),
und auf sie das Haus Hannover mit Georg I. (1714—27), einem Enkel der Tochter
Jakobs I., Elisabeth, der Gemahlin des „Winterkönigs." So war durch die erste und
zweite Revolution in England der Absolutismus gestürzt und der Parlamentarismus
begründet.
2. Die Vorgeschichte Srandenburg-Preußens.
Infolge des dreißigjährigen Krieges war der Verband des Reiches
immer lockerer geworden. Die deutschen Staaten standen untereinander
im schwachen Zusammenhang, der Kaiser war ohne Gewalt, denn auch die
kleineren Fürsten folgten ihrer eigenen Politik. Gegenüber dieser Zer-
splitterung Deutschlands erstarkte sein gefährlichster Nachbar, Frankreich,