Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

eingeschüchterte Parlament die Krone anbot, wagte er es nicht, sie anzunehmen. Die Zahl 
seiner Feinde wuchs, wiederholte Verschwörungen und Mordpläne gegen sein Leben er- 
füllten ihn mit ängstlicher Furcht, und eine überhand nehmende Schwermut verdüsterte 
seine letzten Tage. Er starb 1658. Sein Sohn Richard Cromwell erbte die väterliche 
Würde. Dieser liebte jedoch den Genuß des Lebens mehr als Anstrengung und Gefahr 
und dankte schon nach acht Wochen ab. Im Lande war man der Militärherrschaft über- 
drüssig, und das Heer selber war uneinig. Da rückte der alte General Monk, der ehr- 
geizige'Statthalter von Schottland, in England ein, stürzte die Militärherrschaft und 
bildete in London ein königlich gesinntes Parlament. Dieses beschloß die Wiederher- 
stelluug des Königtums der Stuarts, und der entflohene König Karl II. kehrte nach 
England zurück. 
Die beiden letzten Könige aus dem Hause Stuart. Karl II. (1660—85) war 
leider nicht der Mann, ein unruhiges Volk zu regieren. Sein leichtfertiger Lebens- 
wandel, seine Genußsucht und Verschwendung brachten ihn bald um die Zuneigung seiner 
Untertanen, zudem strebte er wie alle Stuarts nach unumschränkter Herrschaft und war 
auch dem Katholizismus nicht abgeneigt. Es begannen heftige parlamentarische Kämpfe, 
und es bildeten sich zwei Adelsparteien: die konservativen Tories, die Verstärkung 
der königlichen Macht wünschten, und die liberalen Whigs, die sich auf die Verfassung 
des Reichs nach der Magna charta stützten. Um die Katholikenfurcht dem Volke 
zu nehmen, setzte im Jahre 1673 das Parlament in der Te stakte die Ausschließung 
der Katholiken von allen öffentlichen Ämtern durch; auch wurde die persönliche Freiheit 
durch die Habeas - Corpus - Akte, die die Untertanen gegen willkürliche Verhaftung 
schützte, gesichert. Nachdem Karl noch auf dem Sterbebette katholisch geworden war, folgte 
ihm trotz des Widerspruchs des Parlaments sein katholischer Bruder. 
Jakob II. (1685—1688). Dieser versuchte auf alle Weise den Katholizismus in 
England wieder herzustellen. Als ihm ein Thronfolger geboren wurde und somit die 
Fortdauer der katholischen Dynastie gewährleistet schien, riefen im Jahre 1688 die Whigs 
und auch ein großer Teil der Tories den Statthalter von Holland, Wilhelm von 
Oranien, den Schwiegersohn des Königs, zum Schutz ihrer Religion und Verfassung 
herbei. Als Wilhelm landete, gingen die englischen Truppen zu ihm über, Jakob II. 
floh nach Frankreich zu Ludwig XIV., und das Parlament erhob Jakobs Tochter, Maria, 
nebst ihrem Gemahl Wilhelm III. auf den Thron, nachdem beide durch „die Er- 
klärung der Rechte" die verfassungsmäßigen Freiheiten ihrer Untertanen anerkannt 
hatten. Auf Wilhelm III. (1689—1702) folgte seine Schwägerin Anna (1702—14), 
und auf sie das Haus Hannover mit Georg I. (1714—27), einem Enkel der Tochter 
Jakobs I., Elisabeth, der Gemahlin des „Winterkönigs." So war durch die erste und 
zweite Revolution in England der Absolutismus gestürzt und der Parlamentarismus 
begründet. 
2. Die Vorgeschichte Srandenburg-Preußens. 
Infolge des dreißigjährigen Krieges war der Verband des Reiches 
immer lockerer geworden. Die deutschen Staaten standen untereinander 
im schwachen Zusammenhang, der Kaiser war ohne Gewalt, denn auch die 
kleineren Fürsten folgten ihrer eigenen Politik. Gegenüber dieser Zer- 
splitterung Deutschlands erstarkte sein gefährlichster Nachbar, Frankreich,
	        
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