Full text: Die neuere Zeit (Abth. 3)

Napoleon's Feldzug gegen Rußland. 
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8- 48. 
Napoleon's Feldzug gegen Rußland 1812. 
Rußland, welches durch einen Angriff auf Schweden Finnland 
erobert (1808) und in einem Kriege mit den Türken (1806—1812) 
zufolge des Bucharester Friedens sein Gebiet bis an den Pruth aus¬ 
gedehnt hatte, mußte sich bald überzeugen, daß Napoleon keineswegs 
geneigt sei, ihm einen wesentlichen Antheil an der Leitung der euro¬ 
päischen Angelegenheiten zu überlassen und daß die Fortdauer der 
Continentalsperre den russischen Handel zu Grunde richte, weshalb 
es, als Napoleon eine strengere Beobachtung derselben forderte, diese 
Forderung zurückwies und sich zum Kriege rüstete. Diesen begann 
Napoleon, nachdem Oesterreich und Preußen Hülfe zugesagt hatten, 
im Juni 1812 an der Spitze eines aus fast allen südwestlichen Völ¬ 
kern Europa's zusammengesetzten Heeres von wenigstens mehr als 
400.000 M. Mit seiner gewohnten Raschheit rückte er über den 
Niemen in Litthauen ein, trieb die Alles verheerenden Russen ohne 
bedeutenden Widerstand, aber auf sehr anstrengenden Märschen und 
unter beständig zunehmendem Mangel an Lebensmitteln bis Smo¬ 
lensk zurück. Nachdem er sie hier und bei Borodino an der 
Moskwa mit großem Verluste von beiden Seiten geschlagen hatte, 
hielt er am 14. Sept. seinen Einzug in die verlaffene und verödete 
Hauptstadt Moskau, welche wenige Tage nachher durch eine unge¬ 
heure, wahrscheinlich von ihrem eigenen Gouverneur (Rostopschin) 
veranlaßte, Feuersbrunst zum großen Theil unterging. Dennoch ver¬ 
weilte Napoleon fünf Wochen in den Trümmern Moskau's, hinge¬ 
halten durch Friedensunterhandlungen, bis er endlich (17. Oct.) zu 
spät seine Täuschung erkannte und den verhängnißvollen Rückzug an¬ 
trat, welcher auf einem Wege von 150 Meilen verwüsteten Landes, 
bei dem gänzlichen Mangel an Lebensmitteln, bei dem ungewöhnlich 
früh eintretenden und äußerst strengen Winter und unter beständigen 
Angriffen der Russen und Kosaken so verderblich wurde, daß von 
der halben Million, die er über den Niemen geführt hatte, nur 
30.000 Mann sich den Uebergang über die Beresina erkämpften. 
Nach dieser letzten glänzenden Waffenthat des französischen Heeres 
artete der Rückzug (bei einer Kälte von 26—27°) in die regelloseste 
Flucht aus, besonders seitdem Napoleon, als er Alles verloren sah, 
incognito auf einem Schlitten nach Paris zurückgeeilt war, wo eine 
Pütz Eeogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Abth. HI., g
	        
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