50 17. Die Landgrafen von Thüringen aus dem Geschlechte Ludwigs tc.
(von 1067—1069), und auch die Neuenburg wie Stadt und
Burg Freiburg a. d. IL verdanken ihm ihre Entstehung.
1123 soll er im Kloster Reinhardsbrunn gestorben und be¬
graben sein.
3. Sein Sohn Ludwig I. wurde 1130 unter Kaiser Lothar
Landgraf von Thüringen. Die Würde eines Landgrafen wie auch
der Umfang seines Machtbezirks war größer als die eines Grafen;
die Stellung eines Landgrafen läßt sich mit der eines Herzogs ver-
gleichen, der auch wie jener eine umfassende, provinzielle oder landes¬
herrliche Gewalt besaß. Der Landgraf von Thüringen gehörte
außerdem zu den älteren Reichsfürsten, wozu die einfachen Grafen
nicht gehörten. Den Kern der landgräflichen Rechte bildete die
hohe Gerichtsbarkeit. Der Landgraf richtete im Namen des Königs
und verhängte die entsprechenden Strafen. Er war verpflichtet, das
Recht und den Frieden zu schützen, die Aufsicht über Straßen, Wasser-
laufe u. f. w. zu führen und Schirmvogt der Klöster zu sein. Unter
Ludwig I. erneuerte sich wieder der Streit um den Thüringer Kirchen-
zehnt (f. S. 43). Der Erzbischof Adalbert von Mainz suchte noch
einmal sein Gelüsten nach dieser Einnahme durchzusetzen. Da traten
die Thüringer wieder auf ihrer alten Dingstätte der Treteburg bei
Gebesee a. d. Uuftrut zusammen. 20000 Mann stark zogen sie gegen
den Erzbischof, der es nun für geraten fand, von seiner Forderung
abzustehen.
4. Auf Ludwig I. folgte von 1140—1172 Ludwig II., den
seine Zeitgenossen den Rechtschaffenen und nach erst später entstandener
Sage den Eisernen nannten. Er hatte Friedrich Barbarossas
Stiefschwester Judith geheiratet und war seinem Schwager treu er¬
geben. Am liebsten weilte er auf der starken Feste Neuenburg bei
Freiburg a. d. llnstrut; die Sage bringt ihn mit derselben in mannig¬
fache Beziehung. Hier spannte der von dem Waldschmiede in der
Ruhla hartgeschmiedete Landgraf seine widerspenstigen Adeligen vor
den Pflug und pflügte mit ihnen den heutigen Tages noch so ge*
nannten Edelacker. Hier mußten sie ihm versprechen, ihn auf ihren
Schultern von der Neuenburg zu Grabe zu tragen; und hier nahm
er bald darauf die Prüfung mit ihnen vor. Er stellte sich sterbens¬
krank und endlich tot. Die Adeligen setzten den Sarg auf einen
Wagen und sprachen zu einander: Es ist schon genug, wenn er mit
einigen Ehren begraben wird; er ist tot, was kann er uns tun ?
Darauf bestiegen sie ihre Rosse und folgten dem Leichenwagen. Sie-
waren aber noch nicht weit gekommen, da schrie der Landgraf aus
seinem Sarge mit fürchterlicher Stimme: „Ihr schändlichen Meineidige
und Lügner, was habt ihr tun wollen?" Von jetzt ab merkten sie,
daß mit dem gestrengen Herrn nicht zu spaßen sei und gehorchten
ihm fortan so aufs Wort, daß sie einst vor den Augen des Kaisers
um die Neuenburg eine lebendige Mauer bildeten. Und als er 1172.