154 Fünfte Periode. Vonl517—1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648.
b) Niedergang Spaniens. Sein Ziel, sein großes Reich1 einem
schrankenlosen Despotismus in kirchlicher und staatlicher Be¬
ziehung zu unterwerfen, hat Philipp II. erreicht; auch hat der
Katholizismus alles, was er in den Staaten Europas im 16. Jh.
gegenüber der Reformation an Boden gewann, seiner Hilfe zu
danken. Aber Philipp hat zugleich den Grund zu dem reißenden
Niedergange Spaniens im 17. Jh. gelegt: der Untergang der
Armada war der Todesstoß der spanischen Seeherrschaft, die
spanische Yolkswirtschaft wurde zerrüttet, jeder geistige
Fortschritt im Lande der Autos de f6 („Glaubensakte“) unmöglich
gemacht. Nur die Kunst erreichte ihren Höhepunkt in den
Dichtern Cervantes, Lope de Yega und Calderon und in den
Malern Yelazquez und Murillo.
c) Aufschwung der Niederlande. Der junge Freistaat nahm
im 17. Jh. einen großartigen Aufschwung trotz den inneren
Kämpfen, deren Grund in politischen und religiösen Parteiungen
lag. Die Niederländer wurden das erste Seevolk, bemächtigten
sich der Sundainseln und Molukken, gründeten Niederlassungen in
Vorder- und Hinterindien, in Ceylon, Nordamerika und Brasilien
und kolonisierten das Kapland, oft in Kämpfen mit ihren eng¬
lischen Nebenbuhlern. Dem materiellen Aufschwünge zur Seite
ging eine bedeutende Entwickelung der Wissenschaft, deren
Mittelpunkt Leiden wurde, wo der Historiker und Jurist Hugo
Grotius wirkte. Es erblühte eine nationale Literatur; die
Malerei erlebte in Frans Hals, Rembrandt und zahlreichen
ändern Künstlern ihre Blütezeit. Die spanisch gebliebenen
Niederlande nahmen an dem Rückgänge Spaniens teil; nur die
Kunst blieb auch hier frisch; hier wirkten Peter Paul Rubens
und van Dyck.
III. Frankreich, England uncl Skandinavien im 16. .Ih.
§ 328. 1, Frankreich.
ln Frankreich fand die Reformation bei den höheren
Schichten der Nation, beim Adel,' bei den Gelehrten und dem
gebildeten, arbeitsamen und besitzenden Bürgertum, lebhaftes
1) Seit 1581 gehörte ihm auch Portugal. Dies riß sich 1640 von Spaai»»
los; seitdem regierte hier das Haus Braganoa.