— 51 —
wo man sich nur retten konnte durch einen kraftvollen raschen Ent¬
schluß, dem die Tat auf dem Fuße folgte?“
So hatte der dritte Kampf um Schlesien, der sieben Jahre lang
Europa erschütterte, mit dem Einfall Friedrichs in Sachsen seinen
Anfang genommen. Eine Welt in Waffen stand Friedrich gegenüber:
Österreich, Rußland, Frankreich, Schweden und das Deutsche Reich;
von allen Seiten wälzten sich die Truppen heran, um ihn zu vernichten.
Freilich die Schweden und die deutsche Reichsarmee bedeuteten
wenig; aber von den drei anderen Mächten war schon jede allein dem
Gegner an Hilfskräften überlegen. Wohl konnte sich Friedrich mit
dem Hirsche vergleichen, der von einer Meute von Königen und
Fürsten gehetzt werde. Aber zuversichtlich trat er in den Kampf
ein, und was gewiß keiner seiner Gegner vermutet hatte: als Sieger
ging er aus dem Kampfe hervor.
Die Ursachen dieses überraschenden Ausgangs haben wir zum Teil
in Fehlern und Schwächen der Verbündeten zu suchen. Wohl be¬
saßen dieselben Generale genug; aber sie hatten keinen einzigen Feld¬
herrn. Was konnte Frankreich leisten? Dort hatte die Marquise
Pompadour, die Geliebte des französischen Königs, die Gewalt an sich
gerissen. Mit der Unwissenheit und Vertrauensseligkeit eines Kindes
behandelte sie die großen Angelegenheiten. Denjenigen Menschen,
auf welche ihr Gesicht den tiefsten Eindruck hervorbrachte, wurde die
Führerschaft anvertraut. Die Folge war, daß sich auf allen Gebieten
des öffentlichen Dienstes eine Unordnung und Kopflosigkeit ohne¬
gleichen bemerkbar machten. Die Kraft Rußlands wurde dadurch ge¬
schwächt, daß die russischen Staatsmänner und Feldherrn mit dem
Tode der Kaiserin Elisabeth rechneten, deren Gesundheitszustand ein
baldiges Ende erwarten ließ. Der Thronerbe, der nachmalige Peter III.,
war aber ein begeisterter Anhänger Friedrichs. Da nun die russischen
Großen es weder mit der Kaiserin, noch mit dem Thronfolger ver¬
derben wollten, wurden ihre Unternehmungen gegen Friedrich ge¬
lähmt. Der österreichische Feldherr, dem jahrelang der Oberbefehl
anvertraut war, Karl von Lothringen, war nur darum auf seinen ver¬
antwortungsvollen Posten gestellt worden, weil er ein Bruder des
Kaisers war; Feldherrengeschick besaß er nicht. Überdies fehlte es
bei den verbündeten Mächten an jedem planmäßigen Zusammenarbeiten.
Wohl konnten sie mit der halben Million Streiter, die sie aufgeboten,
eine und die andere Schlacht gewinnen; aber sie waren nicht fähig,
irgendeinen Plan zu finden oder auszuführen, der die Bürgschaft ent¬
scheidenden Gelingens in sich trug.
Hauptsächlich verdankte Friedrich jedoch den glücklichen Aus¬
gang des Kampfes seinem Mut und seiner Zuversicht, seinem wohl¬
ausgerüsteten und wohlausgebildeten Heere und seinem Feldherrn¬
geschicke.
Beim Beginn des Krieges schrieb er an seine Schwester: „Noch
fürchte ich nichts von den großen Plänen, welche meine Feinde
schmieden. Ich fange an, meine Flöten zu stimmen, und ich schmeichle
mir, beim Beginne des nächsten Feldzuges den Leuten zu raten zu
geben, die jetzt den Mund so voll nehmen. Ich lache des Reichstages
4'