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den Rückzug an. Ein Oberleutnant rief dem Feldgeist¬
lichen zu: „Die Russen sind da." Der Geistliche aber
entgegnete: „Ich kann die Sterbenden nicht verlassen."
And er blieb bei ihnen. Als kurz darauf die Russen in
die Kirche eindrangen, nahmen sie den pflichteifrigen
Priester gefangen und führten ihn fort nach Rußland in
die Gefangenschaft.
74. Treue Freundschaft.
Eine deutsche Patrouille von drei Mann war von
20 bis 25 Kosaken bei einem Walde überfallen worden.
Zwei von den deutschen Soldaten wurden niedergeschossen.
Der dritte rettete sich in einen Wiesengraben. Er er¬
widerte von hier aus das feindliche Feuer so wirksam,
daß sie nicht an ihn herankamen. Dem Deutschen war
ein Knie zerschmettert worden, und er wäre verloren
gewesen, wenn nicht Hilfe gekommen wäre. Diese brachte
ihm ein österreichischer Dragoneroffizier, der von einem
Dienstritt heimkehrte. Er hatte das Schießen gehört,
war aber ganz allein. Um die Kosaken zu täuschen, rief
er einige Kommandos in den Wald. Dann gab er mehrere
Revolverschüsse ab und sprang zu seinem deutschen Kame¬
raden in den Graben. Da traf ihn ein Streifschuß an
den Kopf, und er wurde betäubt. Als er wieder zu sich
kam, waren die Kosaken alle verschwunden. Seine List
war gelungen. Die Kameraden in dem Graben verbanden
sich gegenseitig. Dann setzte der Offizier den Deutschen
auf sein Pferd und brachte ihn in Sicherheit. Mit der
linken Hand führte er sein Pferd, während er mit der
rechten den Schwerverwundeten stützte. Ganz erschöpft
kam er am nächsten Morgen bei einer Erkundungsabteilung
an, die beide mit Wein und Kaffee erquickte.
75. Heldentod eines Knaben.
Die Bewohner eines Dorfes bei Tarnow in Galizien
mußten vor den Russen flüchten. Darunter war auch