Full text: Kriegserzählungen für die Kleinen

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eine polnische Vauernfamilie mit einem 10jährigen Knaben, 
der Jan hieß. Seine Eltern wurden auf der Flucht er¬ 
schossen. Er begab sich nun zu den österreichisch-ungarischen 
Soldaten. Bei ihnen machte er sich durch allerlei kleine 
Dienste nützlich, und alle hatten ihn gern. Einmal hatte 
man im Schützengraben Mangel an Patronen. Wegen 
des heftigen feindlichen Kugelregens aber war es den 
Soldaten unmöglich, frische Munition herbeizuholen. Da 
bot sich der Knabe an, es zu tun. Seine Bitte wurde ihm 
abgeschlagen, weil die Gefahr zu groß war. Auf einmal 
schlich er heimlich davon, und bald kehrte er mit Munition 
zurück. In der Nähe des Schützengrabens traf ihn eine 
feindliche Kugel. Trotzdem eilte er weiter, bis er endlich, 
noch mehrmals getroffen, zusammenbrach. Rasch wurde die 
Munition in Sicherheit gebracht. Infolge der schweren Ver¬ 
wundung starb der brave Knabe bald darauf im Lazarett. 
76. Das Heldenmädchen von Rawaruska. 
In den ersten Tagen des Monats September 1914 
entbrannten bei Rawaruska in Galizien heiße Kämpfe 
zwischen den Österreichern und Russen. Die glühende 
Sonnenhitze machte den Kampf noch anstrengender. 
Brennender Durst quälte die mutigen Streiter. Ihnen 
brachte ein zwölfjähriges Mädchen aus der Nähe Hilfe. 
Rosa Zenoch ist sein Name. Das Mädchen hatte 
sich auf das Schlachtfeld begeben, um auch etwas für 
das bedrängte Vaterland zu tun. Trotz der großen Gefahr 
trug es immer wieder Trinkwasser bis in die vordersten 
Reihen der österreichischen Soldaten. So erquickte es 
manchen, der schon am Verschmachten war. Es setzte 
sein Liebeswerk fort, bis ihm eine Schrapnellkugel einen 
Fuß zerschmetterte. Rosa wurde nun nach - Wien ins 
Lazarett gebracht. Aber schon während der Fahrt mußte 
ihr der Fuß abgenommen werden. Kaiser Franz Joseph 
hörte von ihrem Heldenmut. Er ließ ihr nebst einer Geld¬ 
spende ein kostbares Halsband überreichen,' auch versprach 
er, für ihre Zukunft zu sorgen.
	        
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