Full text: Heimatgeschichte der Rheinprovinz

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bald nach Frankreich zurück, um in kurzer Zeit mit einem 
Heere von 18000 Mann wieder den Rhein zu besuchen. Dies¬ 
mal nahm er Mainz ein und setzte sich dort fest. Der Trierer 
Kurfürst floh von Coblenz nach Bonn und von dort nach 
Münster, In Coblenz fürchtete man einen Überfall durch 
Custine. Er kam aber nicht dorthin. Wahrscheinlich fürch¬ 
tete er ein Zusammentreffen mit den preußischen Ersatz¬ 
truppen, die unter Führung Friedrich Wilhelms II- an den 
Rhein kamen und am 5. November Coblenz erreichten. Dort 
hielten die Preußen gute Wacht. Sie sandten Streifabteilun¬ 
gen den ganzen Rhein hinab bis zur holländischen Grenze 
und verhinderten es, daß die Franzosen schon jetzt den 
Rhein erreichten. Der Feldzug in die Champagne nahm 
einen traurigen Ausgang; durch den Widerstand der Franzosen 
bei Valmy, durch Krankheiten und Mangel an Lebensmitteln 
wurde der Herzog zum Rückzuge gezwungen. 
Die Hinrichtung Ludwig XVI. (21. Januar 1793) veranlaßte 
den ersten Koalitionskrieg. Jourdans ruhmvoller Sieg bei 
Fleurus (26. Juni 1794) zwang die Deutschen, das Feld zu räu¬ 
men. Moreau rückte mit seinenTruppen in das Erzbistum Trier 
ein, besiegte auf den Pellinger Höhen den kaiserlichen Feld¬ 
herrn von Blankenstein und hielt seinen Einzug in dieHaupt- 
stadt des Kurfürstentums. Im Trierer Lande plünderten seine 
Truppen nach Herzenslust. Der Dom wurde Armeemagazin, 
Glocken und Bleidächer der Kirchen goß man zu Kanonen 
und Kugeln um. Kriegskontributionen von fast unerschwing¬ 
licher Höhe wurden in Trier und Coblenz mit Gewalt ein- 
getrieben. 
Im Herbste des Jahres 1794 rückten französische Trup¬ 
pen unter Jourdan gegen den Rhein vor. Das kaiserliche 
Heer unter Clairfait stand anfangs auf der linken Rheinseite 
im Jülicher Lande. Es erlitt bei Aldenhoven durch Jour¬ 
dans Truppen mehrere Niederlagen und mußte bei Düssel¬ 
dorf, Mülheim a, Rh., Bonn und Neuwied über den Rhein 
zurückgehen. Dann richtete es sich durch Verschanzungen 
auf der rechten Rheinseite zur Verteidgungsstellung ein. Der 
Erzbischof von Cöln floh aus seiner Residenz zu Bonn mit 
seinem Hofstaat und seinen Beamten über Siegburg, Mül¬ 
heim am Rhein und Düsseldorf nach Recklinghausen. Das 
linke Rheinufer wurde der Republik angegliedert. Überall 
wo die Franzosen einrückten, pflanzten sie einen Freiheits-
	        
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